Hamburg. Fraktionschef Dominik Lorenzen: „Nicht Klimaschutz macht das Wohnen teurer“. Er verweist auf den Koalitionsvertrag.
Die Grünen wehren sich gegen Vorwürfe ihres Koalitionspartners SPD, ihre Parteitagsbeschlüsse vom vergangenen Wochenende würden den Wohnungsbau massiv verteuern. Hintergrund: SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf hatte im Abendblatt gefordert, die Politik müsse „mit nicht sinnvollen sehr hohen Auflagen zum angeblichen Klimaschutz runter“. Denn dieser verteuere das Bauen weiter und lasse daher den Wohnungsbau ins Stocken geraten. Die Lage am Wohnungsmarkt sei eine „tickende soziale Zeitbombe“, so Kienscherf. Die Grünen-Beschlüsse seien hier „nicht hilfreich“.
Lorenzen wies diese Einschätzung am Dienstag auf Facebook und im Gespräch mit dem Abendblatt zurück. „Nein. Nicht Klimaschutz macht Wohnen und Bauen teuer, sondern hohe Zinsen, hohe Inflation, Fachkräftemangel und überzogene Renditeerwartungen“, so der Grünen-Fraktionsvorsitzende. „Klimaschutz gegen günstigen Wohnraum ausspielen: Das ist und bleibt Quatsch!“
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Wohnen Hamburg: Lorenzen verweist auf Koalitionsvertrag
Wer in einer gut gedämmten Wohnung wohne, könne auch die Heizung runterdrehen und spare bei den Heizkosten. „Übrigens: KfW40-Standard und ein Drittel bis 50 Prozent geförderte Wohnungen im Wohnungsbau stehen im Koalitionsvertrag von Rot-Grün in Hamburg“, so Lorenzen weiter. „1000 zusätzliche geförderte Wohnungen im Jahr mit 100-jähriger Förderung haben wir gerade gemeinsam in der Bürgerschaft beschlossen.“
Sowohl die SPD wie auch die FDP und Teile der Wohnungswirtschaft hatten die Grünen-Beschlüsse kritisiert. Wie berichtet, hatte die Partei am Sonnabend bei ihrer Landesmitgliederversammlung beschlossen, dass die Klimaschutzauflagen weiter verschärft werden sollen. So sollen künftig bei Neubauten grundsätzlich Kriterien des „Effizienzhauses 40“ erfüllt sein. Zudem wollen die Grünen, dass bei größeren Projekten auf öffentlichem Grund die Hälfte der Wohnungen sozial gefördert sein soll. So steht es im beschlossenen Antrag „Deine Stadt, dein Viertel – lebenswertes Hamburg für alle“. Bisher muss der Anteil der Sozialwohnungen bei einem Drittel liegen. Zuletzt waren zu wenig Sozialwohnungen gebaut worden.
SPD-Fraktionschef Kienscherf hatte bereits mehrfach ein dramatisches Bild der Lage beim Wohnungsbau gezeichnet – und Hilfe des Bundes gefordert. „Es muss jetzt dringend einen Wohnungsgipfel auf Bundesebene geben“, so Kienscherf. „Wir brauchen mehr Fördermittel, um den explodierenden Preisen und hohen Finanzierungskosten entgegenzuwirken.“