Hamburg. Der Senat rückt vom Kurs der Ständigen Impfkommission ab. Die Gruppe der 16- und 17-Jährigen sei besonders zu betrachten.
Jetzt kommen auch die Jugendlichen in Hamburg bei den Corona-Impfungen zum Zug. „Wir werden für die 16- und 17-Jährigen ab sofort im Impfzentrum ein Angebot machen“, sagt Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) im Gespräch mit dem Abendblatt. „Wir legen Wert darauf, dass die Eltern ihr Einverständnis erklären. Deswegen soll ein Erziehungsberechtigter zur Impfung mitkommen“, so Leonhard.
Die Gruppe der Menschen zwischen 16 und 18 Jahren sei besonders zu betrachten. „Es sind eigenständige junge Menschen, die anders als durchschnittliche Zwölfjährige viel mehr Kontakte haben und zum Teil auch eigenständig reisen. Und sie sind körperlich weiterentwickelt als kleine Kinder oder knapp Zwölfjährige. Dies betrifft das Immunsystem, aber zum Beispiel auch Leber- und Nierenfunktion zum Abbau von Medikamenten und Nebenprodukten“, sagt die Senatorin.
Impfung: 16- und 17-Jährige in Hamburg aufgerufen
Es gibt in Hamburg rund 30.000 Menschen im Alter von 16 und 17 Jahren. Einige dürften allerdings schon geimpft sein, zum Beispiel Auszubildende in der Pflege, in der Kita, im Handel oder in Versorgungsunternehmen.
Leonhard geht mit diesem Schritt über das Votum der Ständigen Impfkommission hinaus, die keine generelle Impfempfehlung für die unter 18-Jährigen ausspricht. Anders als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ruft die Senatorin jedoch nicht dazu auf, Kinder schon ab zwölf Jahren impfen zu lassen.
Sich selbst impfen lassen, um Kinder zu schützen
„Wenn man seine Kinder schützen will, ist der erste Weg, sich selbst impfen zu lassen. Wir haben im Moment in Hamburg eine Impfquote bei den 18- bis 60-Jährigen von 58 Prozent. Da ist noch Luft nach oben“, sagt Leonhard. „Ich rate den Eltern, mit ihrem Kind über eine mögliche Impfung zu sprechen. Das Wichtigste ist eine gute Beratung durch den Kinder- oder Hausarzt.“ Es gelte, das Impfrisiko angesichts möglicher Reaktionen individuell abzuwägen.