Hamburg. Die ausgefallenen Termine muss die Stadt dann schleunigst neu vergeben. Kann Hamburg die Herdenimmunität erreichen?

Im Hamburger Impfzentrum in den Messehallen haben in den vergangenen Tagen durchschnittlich 800 Menschen am Tag ihren Impftermin ausfallen lassen. Teilweise handelte es sich dabei um Termine für Erst-, teilweise für Zweitimpfungen. Das sagte der Leiter des Impfzentrums, Walter Plassmann, dem Abendblatt auf Anfrage.

Er gehe davon aus, dass sich diejenigen, die nicht zur Zweitimpfung erschienen, diese bereits anderswo abgeholt hätten – also bei ihrem Haus- oder Betriebsarzt beispielsweise, aber vergessen hätten, abzusagen. Die ausgefallenen Termine würden kurzfristig wieder zur Buchung ins System gestellt, so Plassmann, der Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Hamburg ist.

Insgesamt haben in der in der Hansestadt mittlerweile 56,6 Prozent der Menschen eine Erstimpfung erhalten und 38,4 Prozent die zweite Immunisierung. Hamburg liegt damit im Vergleich der Bundesländer auf dem achten beziehungsweise elften Platz.

Impfquote von 88 Prozent in Hamburg erreichbar

Die Quote bezieht sich allerdings stets auf sämtliche Hamburger. Inbegriffen sind also auch die rund 218.000 Jungen und Mädchen unter zwölf Jahren. Für sie gibt es aber bislang keinen zugelassenen Impfstoff. Ihr Anteil an der Hamburger Bevölkerung macht knapp zwölf Prozent aus. Das ist wichtig zu bedenken, wenn jetzt über eine Herdenimmunität und die dafür benötigte Impfquote diskutiert wird.

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Maximal erreichbar wären also in Hamburg unter den jetzigen Umständen nur eine Impfquote von rund 88 Prozent – wenn sich jede und jeder über Zwölfjährige tatsächlich impfen ließe – wovon ja längst keine Rede sein kann. Über Zwölfjährige können sich derzeit nur unter bestimmten Umständen Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankung gegen das Coronavirus immunisieren lassen. Anders ausgedrückt: Bezogen auf die überhaupt derzeit „impffähige“ Bevölkerung läge die Impfquote in Hamburg derzeit bei knapp 64 Prozent.

Es gibt wieder Termine im Impfzentrum

Nach dem zwischenzeitlichen Vergabestopp für Erstimpfungen können, wie berichtet, nun wieder Termine im Impfzentrum in den Hamburger Messehallen vergeben werden. Die Sozialbehörde und die Wissenschaftsbehörde sowie die Bezirke rufen insbesondere Studierende auf, sich impfen zu lassen. Auch internationale Studierende in Hamburg können einen Impftermin vereinbaren. Die Impfungen erfolgten überwiegend mit einem mRNA-Impfstoff wie Biontech/Pfizer oder Moderna.

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Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) ermutigt insbesondere Studierende, sich nun für eine Impfung anzumelden. „Mit der Impfung gegen das Coronavirus können wir uns und andere schützen und die Ausbreitung von Mutationen verlangsamen. Die Studierenden in Hamburg sind daher aufgerufen, diese Möglichkeit wahrzunehmen und sich jetzt impfen zu lassen“, sagte Fegebank. Eine möglichst hohe Impfquote sei auch ein zentraler Faktor für ein Wintersemester in Präsenz, das aktuell gemeinsam mit den Hochschulen vorbereitet werde.

Zusätzliche Impfaktion der Sozialbehörde

Gestern indes haben sich mehrere Dutzend obdachlose Frauen und Männer bei einer zusätzlichen Impfaktion der Sozialbehörde in der Markthalle impfen lassen. „Ich bin obdachlos, und das ist eine Möglichkeit, mich zu schützen. Man setzt sich als Obdachloser viel mehr Gefahren aus. Ich kann nicht in meinen vier Wänden Quarantäne machen“, sagte eine auf die Spritze wartende Frau. Über den zusätzlichen Termin habe sie über die Kirche erfahren.

Da bei der vorherigen Impfmöglichkeit für obdachlose Menschen eine große Nachfrage bestand, war die Kampagne um einen weiteren Termin verlängert worden. Nach Angaben der Sozialbehörde nahmen bisher insgesamt 1800 bis 2000 Personen das Angebot der kostenfreien Impfung an.

Corona-Zahlen in Hamburg stagnieren weiter

Die Corona-Zahlen in Hamburg stagnieren weiter. Am Mittwoch meldet die Sozialbehörde 28 neue Infektionen und damit 10 Fälle weniger als am Dienstag (38) und genau so viele Fälle wie am Mittwoch vor einer Woche. Damit bleibt der Inzidenzwert mit 9,1 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen auf dem Niveau vom Vortag.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Seit Beginn der Pandemie wurden in der Hansestadt 77.544 Infektionen mit dem Coronavirus registriert. Von ihnen gelten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 75.400 inzwischen als genesen. 1.037.941 Menschen sind in Hamburg bereits einmal gegen das Coronavirus geimpft worden, wie aus Zahlen des RKI hervorgeht (Stand: 5.7.). Ihre Zweitimpfung haben 688.298 Bürger bekommen.

In Hamburger Krankenhäusern werden derzeit 32 Corona-Patienten behandelt, zwei weniger seit der letzten Meldung vom Freitag. 18 Menschen (-1) sind so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch betreut werden müssen. 11 von ihnen kommen aus Hamburg (Stand: 6.7.). Die Behörde meldete keinen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus. Bislang sind 1597 Menschen mit oder an Covid-19 gestorben.