Moskau. Russlands Präsident Wladimir Putin hält sein Privatleben meist im Verborgenen. Doch für seine Töchter könnte bald Neues bevorstehen.

Dass Putin seine Familie öffentlich vorzeigt, kommt höchst selten vor. Und wenn man den Kremlherrscher schon länger beobachtet, sieht man: Der Mann orchestriert seine Auftritte sorgfältig. Dem Zufall überlässt er nichts. Nun traten seine beiden Töchter beim Petersburger Wirtschaftsforum auf. Womöglich ein Zeichen für eine neue Strategie.

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Katerina Tichonowa, Putins jüngste Tochter, war per Video zugeschaltet. Sie leitet das „Innopraktika-Zentrum“, sprach auf dem Panel „Dual-Use-Aufgabe. Die Rolle der Organisationen der Verteidigungsindustrie bei der Gewährleistung der technologischen Souveränität“. Moderiert wurde die Veranstaltung von Kremlpropagandist Wladimir Solowjow. „Staatliche Souveränität ist eines der Schlüsselthemen der letzten Jahre; sie ist die Grundlage der Sicherheit Russlands“, sagte Tichonowa in ihrem Vortrag. Und kündigte 180 Projekte „zur Einführung neuer russischer technischer und technologischer Lösungen“ an. Ganz im Sinne ihres Vaters, der Russlands Wirtschaft auf Kriegsproduktion umstellt und auch dafür jüngst die Steuern erhöht hat.

Russland: Putins Tochter Maria weckt großes Interesse

Das von Tichonowa geleitete Zentrum arbeitet mit führenden Staatsunternehmen zusammengearbeitet, darunter Rosneft, die russischen Eisenbahnen, Rosatom und andere. In den Fonds fließen durch diese Unternehmen erhebliche Summen, laut der Zeitung „Moscow Times“ stiegen die Beiträge in den letzten Jahren auf fast eine Milliarde Rubel.

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Großes Interesse der Besucher rief auch die Anwesenheit von Putins älterer Tochter Maria Woronzowa hervor. Sie trat persönlich auf, wurde als Mitglied des Präsidiums der „Russischen Vereinigung für die Förderung der Wissenschaft“ vorgestellt und trat in Petersburg bei einer Podiumsveranstaltung zum Thema „Biotechnologie, Bioproduktion und Biowirtschaft“ auf.

Putin und das Petersburger Wirtschaftsforum: Generalprobe für großes Ereignis

Die Anwesenheit seiner Töchter zeigt, wie bedeutend für Russlands Präsident das Wirtschaftsforum in seiner Heimatstadt Sankt Petersburg ist. Denn normalerweise dringt nur wenig aus Putins Privatleben ans Licht der Öffentlichkeit. Bekannt ist: 2013 ließ er sich von seiner Ehefrau Ljudmila scheiden. Es war quasi eine öffentliche Scheidung. „Unsere Ehe ist am Ende“, sagte Putin im Staatsfernsehen. Und seine Frau ergänzte: „Wladimir Wladimirowitsch versinkt in Arbeit, unsere Töchter sind erwachsen und führen ihr eigenes Leben. Ich mag keine Öffentlichkeit. Flüge fallen mir schwer, und wir sehen uns praktisch nie.“

Nun also treten Wladimir Putins Töchter ans Licht der Öffentlichkeit. Auf einer Veranstaltung, die für den Kremlchef mehr als wichtig ist. Auf dem „Petersburger Forum“ erschienen mehr als 17.000 Besucher aus vielen Ländern. Für Wladimir Putin war das die Veranstaltung eine Generalprobe für den Gipfel der BRICS-Staaten, der im Herbst in Kasan an der Wolga stattfinden wird. Neben den Gründerstaaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika nehmen auch die neuen Mitglieder Saudi-Arabien, Iran, Vereinigte Arabische Emirate, Ägypten und Äthiopien daran teil. Immerhin repräsentieren die BRICS-Staaten 36 Prozent der Weltwirtschaft. Ob Katerina Tichonowa und Maria Woronzowa bei der Gelegenheit wieder öffentlich sprechen werden? Nach dem Auftritt in Sankt Petersburg scheint das nicht unwahrscheinlich.