Berlin. Hochrechnungen zur Europawahl: AfD feiert „historisches“ Ergebnis – Sängerin Lena Meyer-Landrut bezeichnet es als „asozial“.

Bei der Europawahl in Deutschland haben CDU und CSU mit großem Abstand gewonnen. Nach Hochrechnungen von ARD und ZDF legt auch die AfD zu und erreicht Platz zwei. Erst dahinter folgt die SPD. Die Grünen liegen mit deutlichen Verlusten auf dem vierten Platz. Die FDP bleibt stabil, während die Linke stark absackt – und von der neuen Partei BSW von Sahra Wagenknecht überholt wird. Es ist ein Dämpfer für die Ampel-Koalition – alle drei Regierungsparteien verlieren Wähler.

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Thorsten Frei, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU, bezeichnet das auf Twitter als „stabiles Ergebnis in herausfordernden Zeiten“.

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Angesichts der Verluste der SPD hat CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dazu aufgefordert, die Vertrauensfrage zu stellen. Der Kanzler müsse sich angesichts „mickriger 14 Prozent“ die Frage stellen, ob er wirklich Politik für die Menschen mache, sagte Linnemann am Sonntag im ZDF. „Ansonsten muss er den Weg freimachen, zum Beispiel mit einer Vertrauensfrage.“ Die Union sei „doppelt so groß wie die SPD“.

Carsten Linnemann, CDU Generalsekretär, hat Bundeskanzler Scholz dazu aufgefordert, die Vertrauensfrage zu stellen (Archivbild).
Carsten Linnemann, CDU Generalsekretär, hat Bundeskanzler Scholz dazu aufgefordert, die Vertrauensfrage zu stellen (Archivbild). © DPA Images | Michael Kappeler

Europawahl: Kevin Kühnert (SPD) und Omid Nouripour (Grüne) zeigen sich enttäuscht

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagte jedoch, über die Person von Bundeskanzler Scholz gebe es keine Diskussion zu führen. Die SPD hatte Scholz im Wahlkampf plakatiert. Ihn als eine zentrale Figur in Europa nicht zu plakatieren, wäre am Thema der Wahl vorbeigegangen. Es wäre ein ganz schlechter Stil, das desaströse Abschneiden der SPD nun einer Person in die Schuhe zu schieben. „Wir gewinnen zusammen, und wir verlieren zusammen.“ Sündenböcke würden in der SPD nicht gesucht. Das Abschneiden seiner Partei bei der Europawahl bezeichnete Kühnert in der ARD dennoch als „ein ganz bitteres Wahlergebnis“. Nun müsse die SPD auf Fehlersuche gehen und das Ergebnis ehrlich aufarbeiten, sagte Kühnert.

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Ebenfalls enttäuscht über das hochgerechnete Wahlergebnis zeigt sich der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour: „Das ist kein Ergebnis, mit dem wir zufrieden sind“, sagte er am Sonntagabend im ZDF. „Unser Anspruch ist ein anderer.“ Um über Konsequenzen zu reden, müsse man sich die Zahlen jetzt erst einmal genau anschauen. Gefragt nach den Folgen für die Ampel sagte Nouripour, die Koalition müsse die gute Politik, die sie mache, nach vorne stellen. „Und wir müssen liefern“, betonte er und nannte dabei explizit den Bundeshaushalt 2025.

Kevin Kühnert, stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender, zeigt sich enttäuscht über das Ergebnis der SPD (Archivbild).
Kevin Kühnert, stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender, zeigt sich enttäuscht über das Ergebnis der SPD (Archivbild). © DPA Images | Fabian Sommer

Hochrechnungen zur Europawahl: AfD feiert „historisches“ Ergebnis

AfD-Chef Tino Chrupalla hat das Ergebnis seiner Partei bei der Europawahl unterdessen als „historisch“ bezeichnet. „Wir haben ein Super-Ergebnis erzielt, und ich denke, das wird im Laufe des Abends auch noch weiter nach oben gehen. Also den zweiten Platz, den geben wir heute nicht mehr her“, sagte Chrupalla. Die AfD konnte ersten Prognosen zufolge im Vergleich zur Europawahl 2019 von 11 auf 16 bis 16,5 Prozent zulegen. AfD-Co Chefin Alice Weidel sprach von einem „Super-Ergebnis“.

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, hat sich nach den ersten Ergebnissen zur Europawahl in Deutschland erleichtert gezeigt. „Die Feinde der Europäischen Union sind - allen erschreckenden Stimmenzuwächsen der Populisten zum Trotz - bei uns eine Minderheit geblieben“, sagte sie am Sonntagabend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In Deutschland habe die überwältigende Mehrheit der Wählerinnen und Wähler der Politik den klaren Auftrag erteilt: „Haltet den Laden zusammen.“ Die politisch Verantwortlichen müssten diesen Auftrag nun entschlossen umsetzen, so die Präsidentin der katholischen Wohlfahrtsorganisation, die mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitenden der größte private Arbeitgeber in Deutschland ist.

Die Autorin und Fernsehjournalistin Düzzen Tekal hingegen schreibt auf X: „AfD ist zweitstärkste Kraft. Kein guter Tag für die Demokratie“

Auch der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider sieht nach den ersten Ergebnissen der Europawahl in Deutschland vor allem „viele Verlierer“. Die Abstimmung zeige die Unzufriedenheit mit der Ampel-Regierung, sagte er am Sonntagabend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Noch deutlichere Worte findet Sängerin Lena Meyer-Landrut. „Peinlich, schrecklich, asozial. 16,5 Wtf. Ich bin schockiert über so viele offensichtlich Gehirn und Herzlose in diesem Land“, kommentiert sie in einer Instagram-Story das Ergebnis der AfD.