Berlin. Das Staats-TV zeigt trauernde Anhänger, doch überall im Iran zeigen sich nach dem Ableben von Präsident Raisi Jubel und Schadenfreude.

Trauernde Menschen in den Moscheen der großen iranischen Städte: Das waren die Bilder, die das iranische Staatsfernsehen zeigte, als die Nachricht vom Helikopterabsturz des iranischen Staatspräsidenten Ebrahim Raisi am Sonntag bekannt wurde. Am Montagmorgen folgte dann die offizielle Bestätigung: Raisi ist tot. Irans Religionsführer Ali Chamenei ordnete als Reaktion eine fünftägige Staatstrauer an.

Doch während Regimeanhänger um Raisi trauerten, löste sein Tod bei vielen, vor allem jungen Iranerinnen und Iranern, ganz andere Reaktionen aus. Etliche Videoclips, die in den sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden, zeigen Menschen in unterschiedlichen iranischen Städten beim Feuerwerk zünden – aus Freude über das Ableben des Präsidenten. Auch in Saghez in der iranischen Provinz Kurdistan soll es Berichten zufolge solche Freuden-Feuerwerke gegeben haben.

Mehr zum Thema lesen Sie im Live-Blog: Irans Präsident bei Helikopterabsturz gestorben

Saghez ist die Heimatstadt von Mahsa Amini, die im September 2022 wegen angeblichen Verstoßes gegen den staatlichen Kopftuchzwang von der Sittenpolizei festgenommen, geschlagen und dabei wahrscheinlich getötet wurde. Die Nachricht von ihrem Tod hatte die bislang schwersten und am längsten andauernden Proteste gegen das Mullah-Regime seit der Islamischen Revolution 1979 ausgelöst.

Iran: Tod des Präsidenten sorgt für Schadenfreude im Netz

In den sozialen Medien finden sich zudem zahlreiche freudige und hämische Kommentare zum Tod des Staatspräsidenten. Die iranische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Masih Alinejad berichtete auf X, vormals Twitter, dass in den iranischen sozialen Netzwerken etwa Sätze wie: „Ich glaube, das ist der einzige Absturz in der Geschichte, bei dem sich alle Sorgen machen, ob jemand überlebt hat“ oder „Herzlichen Glückwunsch zum Welt-Hubschrauber-Tag!“ zu lesen seien.

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Die Töchter der Iranerin Minoo Majidi, die im Zuge der Proteste nach dem Tod Mahsa Aminis getötet worden war, posteten ein Video auf X, auf dem zu sehen ist, wie sie lachend auf die Nachricht anstoßen. Raisi galt als Symbolfigur der mit eiserner Faust regierenden iranischen Theokratie und war bei den Regime-Kritikern verhasst. Den Parlamentswahlen im März blieben Millionen Iranerinnen und Iraner fern.

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Heftige Kritik gab es in den sozialen Medien hingegen für die Reaktion der EU. Der Vorsitzende des europäischen Rats, Charles Michel, kondolierte auf X im Namen der Europäischen Union. „Die EU drückt ihr aufrichtiges Beileid zum Tod von Präsident Raisi und Außenminister Abdollahian sowie weiteren Mitgliedern ihrer Delegation und der Besatzung bei einem Hubschrauberabsturz aus“, schrieb Michel am Montag. Unter dem Post finden sich dutzende Kommentare mit Wortlauten wie: „Nicht in meinem Namen“ oder „Nein, ich nicht.“

Tod von Raisi: Erneutes Aufflammen der Proteste unwahrscheinlich

Mit einem erneuten Aufflammen der Protestbewegung ist allerdings dennoch nicht zu rechnen. Das Regime reagiert auf jeden öffentlich geäußerten Unmut mit brutaler Gewalt. Das zeigte sich bei den landesweiten Demonstrationen infolge der Wirtschaftskrise 2019 oder nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni 2009, die der islamisch-fundamentalistische Kandidat Mahmud Ahmadinedschad gewann.

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Damals knüppelten schwarzuniformierte Polizeieinheiten brutal auf Demonstranten ein. Die 26-jährige Studentin Neda war am 20. Juni bei Protesten gegen das Wahlergebnis von einem Mitglied der Basidschmilizen erschossen worden, was weltweit Empörung auslöste. Bei den Basidschmilizen handelt es sich um paramilitärische Einheiten aus Freiwilligen, die Proteste gegen das Mullah-Regime niederschlagen sollen. Nach offiziellen Angaben haben sie bis zu 20 Millionen Mitglieder. Sie tragen in der Regel keine Uniform, sondern Zivilkleidung – sind also von Demonstranten nicht erkennbar.

Die Basidsch unterstehen den Revolutionsgarden, die ebenfalls den Auftrag haben, das Mullah-Regime gegen alle Widerstände zu verteidigen. Die Revolutionswächter verfügen über ein eigenes Heer, eine eigene Marine und Luftstreitkraft sowie über einen eigenen Geheimdienst. Sie sind mit modernsten Waffen ausgestattet und haben rund 200.000 Mitglieder.

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