Berlin. Israel ist nach Angaben von Ministerpräsident Netanjahu für den tödlichen Angriff auf ausländische Helfer in Gaza verantwortlich.

Der tödliche Angriff der israelischen Armee auf internationale Mitarbeitende der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreifen geht einem Bericht zufolge auf einen Terrorverdacht zurück. Die Streitkräfte hätten den Hilfskonvoi am Montagabend wegen der Vermutung attackiert, ein Terrorist sei mit ihm unterwegs gewesen, berichtete die israelische Zeitung „Haaretz“ am Dienstag unter Berufung auf nicht näher genannte Verteidigungsbeamte.

Eine Einheit, die für die Sicherheit der vom Konvoi befahrenen Straße verantwortlich ist, hatte demnach zuvor einen bewaffneten Mann auf einem Lastwagen identifiziert. Der von Fahrzeugen des WCK eskortierte Lastwagen sei dann in eine Lagerhalle gefahren. Wenige Minuten später hätten die drei Fahrzeuge der Hilfsorganisation die Lagerhalle wieder verlassen - jedoch ohne den Lastwagen, auf dem sich der Bewaffnete befunden haben soll.

Eine israelische Drohne habe schließlich nacheinander drei Raketen auf den Konvoi gefeuert. Einige Helfer seien aus dem zuerst angegriffenen Wagen in eines der beiden anderen Fahrzeuge geflüchtet, hieß es weiter. Wenige Sekunden später wurde dem Bericht zufolge dann auch dieses getroffen. Die Überlebenden hätten die Verwundeten dann zum dritten Wagen gebracht, das schließlich ebenfalls angegriffen worden sei. Sieben Menschen starben. Die Angaben ließen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen.

Helfer in Gaza bombardiert: Netanjahu räumte israelische Schuld ein

Der israelische Präsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor bereits in einer Videobotschaft eingeräumt, dass ein Konvoi der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) von einem israelischen Luftangriff getroffen wurde. Er sprach von einem „tragischen Fall eines unabsichtlichen Treffers unserer Streitkräfte gegen Unschuldige im Gazastreifen“. Man prüfe den Vorfall und werde alles tun, damit er sich nicht wiederhole.

Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel
Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel © DPA Images | Ohad Zwigenberg

Nach Angaben der WCK starben bei dem Angriff sieben Mitarbeiter. Der getroffene Konvoi sei in Gaza unterwegs gewesen, die Route aber mit der israelischen Armee (IDF) abgestimmt worden. Zwei der drei Fahrzeuge seien zusätzlich mit dem Logo der WCK markiert gewesen. Als Reaktion kündigte die Hilfsorganisation an, ihre Aktivitäten in der Region zu pausieren.

Gaza-Krieg: Ausländische Helfer bei israelischem Angriff getötet
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    Der Gründer der WCK, José Andrés, appellierte an Israel, das „wahllose Töten“ zu stoppen und aufzuhören, „Lebensmittel als Waffe“ einzusetzen. Die Mitarbeiter würden aus Australien, Großbritannien, Polen und Palästina stammen, ein weiterer habe die US-amerikanische und kanadische Staatsangehörigkeit. Der australische Premierminister Anthony Albanese bestätigte gegenüber verschiedenen Medien den Tod einer 43-jährigen Mitarbeiterin der Hilfsorganisation und forderte Israel auf, die „volle Verantwortung“ zu übernehmen.

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    Das polnische Außenministerium teilte mit, es würde die Meldungen vom Tod eines polnischen Staatsbürgers überprüfen und habe die israelische Botschaft, die Sicherheitskräfte und die israelischen Streitkräfte um Klärung gebeten. Obwohl es den Tod nicht offiziell bestätigte, kondolierte es der Familie des getöteten Helfers auf der Plattform X (ehemals Twitter). Auch der britische Premier David Cameron konnte die Berichte noch nicht verifizieren, es werde aber daran gearbeitet.

    Gaza: Internationale Kritik an dem israelischen Luftschlag

    EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen äußerte sich auf X ebenfalls zu dem Vorfall. Sie sprach den Freunden und Familien der Getöteten ihr tiefstes Beileid aus. Die Europäische Kommission veröffentlichte einen eigenen Post und forderte eine „gründliche Untersuchung dieser Tragödie“. Auch EU-Ratspräsident Charles Michel sprach sich für eine Untersuchung aus. „Die Täter sollten zur Rechenschaft gezogen werden“, so Michel weiter.

    Arabische Länder äußerten sich ebenfalls zu dem Tod der WCK-Mitarbeitenden. So forderte das ägyptische Außenministerium eine dringende und ernsthafte Untersuchung, um die Verantwortlichen „für diese systematischen und vorsätzlichen Verletzungen der palästinensischen Menschenrechte zur Rechenschaft zu ziehen“. Der jordanische König Abdullah II. betonte, humanitäre Organisationen im Gazastreifen müssten geschützt werden.

    Hilfslieferungen nach Gaza vorläufig gestoppt

    „Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um mehr Hilfe nach Gaza zu schicken“, sagte Zyperns Präsident Nikos Christodoulidis am Dienstag als Reaktion auf den Angriff. Dennoch stoppten zunächst auch die Hilfslieferungen, wie ein Sprecher des zyprischen Außenministeriums der Deutschen Presse-Agentur sagte. Ein Schiff mit etwa 250 Tonnen Hilfsgütern an Bord sei unverrichteter Dinge umgekehrt, nur die mitgeführte Plattform mit weiteren 110 Tonnen sei in Gaza angekommen. Die Hilfslieferungen sollten aber „so bald wie möglich“ wieder starten.

    dpa/fmg