Berlin. Die Maschine mit mehr als 70 Menschen an Bord stürzte über dem Gebiet Belgorod ab. Russland gibt Kiew die Schuld – und Deutschland.
In Russland ist nach Angaben aus Moskau ein Militärflugzeug mit 65 ukrainischen Kriegsgefangenen an Bord abgestürzt. Das Flugzeug vom Typ IL-76 sei gegen 11 Uhr Ortszeit (09.00 Uhr MEZ) in der Grenzregion Belgorod abgestürzt, zitierte die Nachrichtenagentur RIA Nowosti das russische Verteidigungsministerium. Demnach befanden sich die Ukrainer für einen Gefangenenaustausch auf dem Weg nach Belgorod. Nach Angaben der örtlichen Behörden gibt es keine Überlebenden.
Neben den ukrainischen Kriegsgefangenen hätten sich sechs Besatzungsmitglieder und drei Begleitpersonen an Bord der Maschine befunden, berichtete RIA Nowosti. Laut russischen Telegramkanälen soll es vor dem Absturz der IL-76 Raketenalarm in der Region Belgorod gegeben haben. Eine halbe Stunde nach dem Absturz sei der Raketenalarm wieder aufgehoben worden. Ein verifiziertes Video, das in sozialen Medien verbreitet wurde, zeigt ein großes Flugzeug, das vom Himmel fällt und dann in einem Feuerball auf dem Boden aufschlägt.
Laut dem russischen Verteidigungsministerium begebe sich eine militärische Spezialkommission zur Absturzstelle. Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow schrieb im Onlinedienst Telegram, der Absturz habe sich im Bezirk Korotschanski ereignet. Ermittler und Rettungsdienste seien vor Ort, er selbst werde ebenfalls zur Absturzstelle reisen, erklärte Gladkow.
Absturz in Russland: Duma-Vorsitzender macht Kiew verantwortlich
Der Vorsitzende der russischen Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, die Ukraine und die vom Westen an Kiew gelieferten Waffen dafür verantwortlich gemacht. „Sie haben in der Luft ihre eigenen Soldaten getötet, ihre Mütter, ihre Kinder haben auf sie gewartet“, sagte Wolodin in der Duma, dem Unterhaus des russischen Parlaments. „Sie haben unsere Piloten, die eine humanitäre Mission (...) ausführten, mit amerikanischen und deutschen Raketen abgeschossen.“
Die Iljuschin sei „von drei Raketen eines in Deutschland hergestellten Patriot- oder Iris-T-Flugabwehrsystems abgeschossen“ worden, sagte Wolodin. Die Experten würden die Einzelheiten aufklären, fügte er hinzu. Der Duma-Chef forderte die Parlamentsabgeordneten auf, sich mit einer Resolution gegen die USA und Deutschland wegen ihrer Waffenlieferungen an die Ukraine zu richten.
Russland: Ukraine wusste über geplanten Gefangenenaustausch Bescheid
Auch der Ukraine machen russische Politiker Vorwürfe. „Die ukrainische Führung wusste bestens über den geplanten Gefangenenaustausch Bescheid, wurde darüber informiert, wie die Gefangenen transportiert werden“, sagte der Chef des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, Andrej Kartapolow, am Mittwoch in Moskau. Beweise für seine Darstellung legte er nicht vor.
Seinen Angaben zufolge sei eine weitere Maschine vom Typ Il-76 mit 80 weiteren Gefangenen an Bord nach dem Abschuss umgekehrt. Insgesamt hätte es einen Austausch von 192 Ukrainern gegen 192 russische Gefangene geben sollen, der nun gescheitert sei. Die Ukraine äußerte sich zunächst noch nicht zu den angeblichen Kriegsgefangenen in der Maschine.
- Neuer Kommandeur: Militär-Legende soll ukrainische Truppen fit machen
- Mobilisierung: Soldaten immer jünger? Ukraine muss schwere Entscheidung treffen
- Pressekonferenz: Große TV-Show: Putin spottet über Deutschland
- Rückkehr: Geflüchtete sollen zurückkehren – mit diesem Plan
- Schaurige Zahlen: Für jeden Quadratkilometer fallen 53 Russen