Washington. Kaliforniens Gouverneur wird als demokratische Last-Minute-Alternative gehandelt, falls der Amtsinhaber vor der Wahl 2024 strauchelt.
Ginge Joe Biden doch beizeiten in den Ruhestand, was sich Zigtausende Menschen in den USA sehnlichst wünschen, wäre er einer der heißesten Anwärter auf die Nr. 1 bei den Demokraten: Gavin Newsom. Kaliforniens telegener und eloquenter Gouverneur gilt seit Langem als „presidential material“. Und er ist ehrgeizig hoch zwei.
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Obwohl der 56-Jährige auch am Donnerstagabend bei einem denkwürdigen TV-Duell mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Ron DeSantis wiederholt demütig betonte, Joe Biden sei und bleibe der gesetzte Kandidat für die Wahlen 2024, betreibt Newsom unverkennbar eine Art Schattenkampagne. Sie soll ihn spätestens für 2028 in die Pole-Position bringen; vielleicht auch schon früher.
Empfang bei Chinas Xi Jinping
Dazu braucht es zunächst nationale Aufmerksamkeit. Vor wenigen Wochen reiste der Quasi-Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundesstaates der USA darum nach China. Das Land stellt für die USA und die Nato die größte geopolitische Herausforderung dieses Jahrhunderts dar. Die ungewöhnliche Audienz bei Staatspräsident Xi Jinping illustriert Wertschätzung für jemandem, für den Washington ganz weit weg ist. Im Wettmessen mit Ron DeSantis, dem strauchelnden Rivalen von Donald Trump, mit dem Newsom eine politisch leidenschaftliche Männerfeindschaft pflegt, ließ der in San Francisco geborene Politiker immer wieder durchschimmern: Ich bin bereit, ich kann das.
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Für die Post-Biden-Zeit prophezeien Stimmen aus der Partei einen Kampf mit harten Bandagen um die Führerschaft zwischen Gavin Newsom und der nominell an Nr. 2 gesetzten Vizepräsidentin Kamala Harris – beide kommen aus Kalifornien.
Die frühere Justizministerin des Westküsten-Staates personifiziert das Bauchgrimmen bei den Demokraten bei der Frage, wer den Staffelstab weitertragen soll, wenn Biden abtritt. Harris rangiert in Umfragen beständig unter den bereits schlechten Werten von Biden; selbst Donald Trump wird nicht so negativ gesehen. Harris hat sich nach übereinstimmender Analyse in drei Jahren als „Veep“ kein solides Profil erarbeitet. Ihre Reden geraten schnell in Vergessenheit. In Interviews wirkt sie angespannt und artifiziell. Ihr Pluspunkt vom Anfang – als erste Frau mit jamaikanisch-indischem Hintergrund perspektivisch zur ersten Präsidentin der Vereinigten Staaten aufzusteigen zu können – ist nicht mehr existent.
US-Wahlen: Bernie Sanders, Elizabeth Warren – alle auch zu alt
Newsoms nur noch mühsam versteckter Ehrgeiz erklärt sich – Stand heute – auch aus dem Mangel an veritablen Alternativen. Bernie Sanders, einst der betagte Hoffnungsträger der Progressiven, ist noch älter als Biden. Seine Mitstreiterin im Geiste, Senatorin Elizabeth Warren, geht auch auf die 80 zu. Der junge Transportminister Pete Buttigieg blieb bisher farblos. Oft genannte „presidential hopefuls“ wie Amy Klobuchar oder Cory Booker spielen keine Rolle mehr. Und die Riege der Nachwuchstalente im Gouverneursstatus (von Josh Shapiro in Pennsylvania bis Gretchen Whitmer in Michigan und Andy Beshear in North Carolina) ist noch nicht so weit.
Allein, es nicht so, dass Newsom, der (nach Arnold Schwarzenegger) schon dem Aussehen nach als einziger Aspirant Hollywood-Format hat, die Herzen der Wählerschaft im 40-Millionen-Einwohner-Staat Kalifornien einfach so zufliegen. 2021 musste er wegen seiner strikten Corona-Politik einen Abwahlversuch abwehren. 2022 wurde er mit sattem Vorsprung für weitere vier Jahre im Gouverneurs-Palast in Sacramento bestätigt. Trotzdem: Die Links-Progressiven bei den Demokraten trauen ihm (noch) nicht über den Weg. Auch wenn Joe Biden ein gutes Wort für den Kalifornier einlegen würde.
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