Bei einem Anti-Terroreinsatz gegen Dschihadisten in Belgien erschossen Einsatzkräfte zwei Menschen. Die Verdächtigen sollen zuvor mit militärischen Waffen auf das Sonderkommando geschossen haben.
Brüssel/Verviers. Rund eine Woche nach den Anschlägen von Paris sind bei einem Anti-Terror-Einsatz im Osten Belgiens zwei mutmaßliche Islamisten von der Polizei erschossen worden. Die Verdächtigen hätten Anschläge im großen Stil geplant, sagte ein Sprecher der belgischen Bundesstaatsanwaltschaft am Donnerstagabend in Brüssel. Eine dritte Person sei bei dem Einsatz in der Kleinstadt Vervier etwa 25 Kilometer von Aachen entfernt festgenommen worden. Im ganzen Land habe es rund ein Dutzend Razzien im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Anschlagsplänen auf belgische Polizeistationen gegeben.
Bisher sei keine direkte Verbindung zu den Terroranschlägen auf die Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt in Paris erkennbar, sagte der Sprecher weiter. Von der mutmaßlichen belgischen Gruppe seien mehrere Personen aus dem syrischen Bürgerkrieg zurückgekehrt. Die Ermittlungen gegen sie hätten bereits vor den Anschlägen von Paris begonnen. Beidem Anti-Terror-Einsatz seien keine Polizisten verletzt worden.
„Die Verdächtigen haben sofort mit militärischen Waffen und für mehrere Minuten das Feuer auf das Sonderkommando der Polizei eröffnet, bevor sie neutralisiert wurden“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Eric Van der Sypt. Die Beamten hätten versucht, in eine Wohnung über einer Bäckerei im Zentrum von Verviers einzudringen, als sie beschossen worden seien. Lokale Medien hatten von Schüssen und mehreren Explosionen berichtet,die in Verviers auf einer Straße in der Nähe des Bahnhofs zuhören gewesen seien.
Waffenlieferant von Paris-Attentäter
Zuvor hatte die Staatsanwalt mitgeteilt, dass ein Mann in Belgien festgenommen worden sei, der Waffen für Amedy Coulibaly, einen der Attentäter von Paris, besorgt haben soll. Coulibaly hatte in einem jüdischen Supermarkt vier Menschen erschossen und mehrere Geiseln genommen, bevor er von der Polizei getötet wurde.
In Belgien hat es eine signifikante Zunahme von Aktivitäten radikaler Islamisten gegeben. Nach Angaben der belgischen Behörden sind rund 100 islamistische Kämpfer aus Syrien zurückgekehrt, 170 weitere kämpfen noch in Syrien und dem Irak,wo die radikalislamische Miliz Islamischer Staat aktiv ist.
In Antwerpen stehen derzeit 46 Personen vor Gericht, die junge Männer für den Kampf von Islamisten im syrischen Bürgerkrieg angeworben haben sollen oder selbst dorthin reisen wollten. Der Prozess ist der bisher größte gegen mutmaßliche Islamisten in Belgien. Das Urteil sollte diese Woche gefällt werden, wurde jedoch um einen Monat verschoben.
Im Mai vorigen Jahres hatte ein aus Frankreich stammender Attentäter zwei Israelis und eine Französin im Jüdischen Museum in Brüssel erschossen. Im September wurden die Sicherheitsvorkehrungen bei der EU-Kommission verschärft, nachdem einem Medienbericht zufolge Anschlagspläne auf deren Hauptgebäude in Brüssel aufgedeckt wurden.
Auch in Deutschland sind die Behörden nach den Anschlägen von Paris besonders wachsam. Am Donnerstag nahmen Beamte des Landeskriminalamts Niedersachsen einen 26-Jährigen mit deutscher und tunesischer Staatsbürgerschaft vorläufig fest, wie die Generalbundesanwaltschaft mitteilte. Er sei mutmaßliches Mitglied einer ausländischen terroristischen Vereinigung und werde verdächtigt, in Syrien eine Kampfausbildung für Islamisten durchlaufen zu haben. Anhaltspunkte für konkrete Anschlagspläne oder -vorbereitungen lägen jedoch nicht vor.