Bislang waren die Gräueltaten der Islamisten im Irak für viele Bürger der westlichen Welt eine weit entfernte Tragödie. Die erste direkte Botschaft der IS an Präsident Obama wühlt jetzt nicht nur die USA auf. Der 40-jährige Journalist James Foley wurde vor laufender Kamera getötet und enthauptet.
Bagdad/London/Berlin. Ein Video mit der Enthauptung eines US-Reporters durch islamistische Terroristen hat international Entsetzen ausgelöst. Der Tod von James Foley „schockiert das Bewusstsein der gesamten Welt“, sagte US-Präsident Barack Obama am Mittwoch an seinem Urlaubsort Martha's Vineyard in Neuengland. Weltweit wächst die Bereitschaft, die für zahlreiche Gräueltaten an Zivilisten berüchtigte Miliz Islamischer Staat (IS) im Irak militärisch zu stoppen. Auch Deutschland und Italien wollen deshalb Kurden im Nordirak sowie die irakische Armee mit Waffen beliefern. Die USA setzten am Mittwoch ihre Luftangriffe gegen IS-Stellungen fort.
Nach den USA, Großbritannien und Frankreich kündigten weitere Verbündete Rüstungslieferungen an. „Wir sind im Grundsatz bereit, im Rahmen unserer Möglichkeiten Waffen und Munition bereit zu stellen“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei einem gemeinsamen Auftritt mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Berlin. Die Terroristen des Islamischen Staates „müssen gestoppt werden“. Die Entscheidung ist in der Opposition umstritten.
Im Irak gerieten die zunächst schnell vorgerückten IS-Extremisten zunehmend in die Defensive. Kurden und die irakische Armee konnten die IS-Kämpfer mit US-Luftunterstützung nach eigenen Angaben weiter zurückdrängen.
Die Ermordung von James Foley
Die Islamisten richteten erstmals eine Terrorbotschaft direkt an die USA. Das am Dienstagabend veröffentlichte Video zeigt nach britischer und amerikanischer Einschätzung die Ermordung des Journalisten James Foley. Der Reporter wurde seit November 2012 in Syrien vermisst. IS-Extremisten gaben in dem Video an, sie hätten Foley aus Rache für die US-Luftschläge im Norden des Iraks umgebracht. Sollte Washington seine Angriffe nicht einstellen, würden weitere Reporter sterben, drohten sie.
Die Regierung in London vermutet einen Briten als Täter. Alle Kennzeichen der Terrorbotschaft wirkten „authentisch“, sagte Außenminister Philip Hammond. Britische Geheimdienste fahnden nun nach der Identität des Täters, der mit britischem Akzent gesprochen haben soll. Großbritanniens Premierminister David Cameron brach daraufhin seinen Urlaub ab und kehrte nach London zurück.
US-Geheimdienste halten Video für authentisch
Auch die US-Regierung betonte, das Video sei echt. „Die US-Geheimdienste haben das jüngst veröffentlichte Video analysiert, das die US-Bürger James Foley und Steven Sotloff zeigt. Wir sind zum Schluss gekommen, dass das Video authentisch ist“, sagte die Sprecherin des Nationales Sicherheitsrates, Caitlin Hayden.
„Wir waren niemals stolzer auf unseren Sohn“
Foleys Familie veröffentlichte auf Facebook eine bewegende Botschaft. „Wir waren niemals stolzer auf unseren Sohn“, schrieb die Mutter. Er sei ein außergewöhnlicher Sohn und Journalist gewesen. In dem auf der Facebook-Seite „Find James Foley“ verbreiteten Schreiben forderte Diane Foley die IS-Kämpfer auf, das Leben weiterer Entführter zu verschonen: „Sie haben keinen Einfluss auf amerikanische Politik im Irak, in Syrien oder irgendwo auf der Welt“.
Obama sagte, die Islamisten hätten „keine Wertschätzung für menschliches Leben“. Für die IS-Terroristen gebe es „keinen Platz im 21. Jahrhundert“. Die USA würden weiterhin alles tun, um ihre Bürger zu beschützen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte erschüttert auf das Schicksal Foleys. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, das Enthauptungsvideo zeige „die barbarische und wirklich erbarmungslose Ermordung eines Menschen“.