Irakische Kurden haben im Kampf gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ den Mossul-Staudamm angegriffen. US-Drohnen unterstützten den Vorstoß. Die Kämpfe dauern weiter an.
Nord-Irak. Bei einer Offensive der kurdischen Peschmerga-Kämpfer gegen Islamisten der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ konnten die kurdischen Streitkräfte Teile des Mossul-Staudamms zurückerobern. Bei den Kämpfen um den Staudamm seien mehrere Dschihadisten getötet worden, sagte Korini von der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK). Der östliche Teil des Staudamms sei bereits im Laufe des Tages zurückerobert worden. Dabei wurden sie aus der Luft von US-Kampfflugzeugen und am Boden von der irakischen Armee unterstützt. Der Mossul-Staudamm ist von entscheidender Bedeutung für die Trinkwasserversorgung und Stromerzeugung im Irak.
Der weitere Vorstoß galt Korini zufolge der von den sunnitischen Islamisten kontrollierten Ortschaft Tal Kayf etwa hundert Kilometer östlich des Staudamms. Der Weg dorthin sei allerdings mit Sprengfallen der dschihadistischen Kämpfer gespickt. Dadurch verlangsame sich die Offensive.
Die US-Armee flog nach eigenen Angaben allein am Sonnabend neun Luftangriffe in der Nähe des Staudamms. Dabei hätten US-Kampfjets und Drohnen mehrere gepanzerte Truppentransporter und Militärfahrzeuge des Islamischen Staats zerstört. Die Dschihadisten hatten den Staudamm am 7. August erobert und damit die Kontrolle über die Wasser- und Stromversorgung weiter Landesteile erlangt. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Nordirak wegen des fehlenden Widerstands der irakischen Armee von den IS-Kämpfern förmlich überrannt. Die Extremisten gehen mit äußerster Brutalität gegen die Zivilbevölkerung vor, insbesondere gegen Angehörige religiöser Minderheiten wie kurdische Jesiden und Christen.
In Deutschland wird der Ruf nach Waffenlieferungen an die von Islamisten bedrohten Kurden im Nordirak lauter. Die Bundesregierung hat sich zwar bisher nicht offiziell festgelegt, Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) signalisierte aber Bereitschaft, die Gegner der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aufzurüsten. Kurden-Präsident Massud Barsani verlangt moderne und wirksame Waffen sowie Ausbilder aus Ländern wie den USA und Deutschland, um die Terrormiliz besiegen zu können.
Neben den USA haben bereits Großbritannien und Frankreich Waffenlieferungen angekündigt. Außenminister Frank-Walter Steinmeier machte Barsani bei seinem Besuch am Samstag im irakischen Kurden-Gebiet noch keine Zusagen. Damit bleibt es vorerst bei humanitärer Hilfe aus Deutschland. Im kurdischen Erbil landeten am Wochenende die ersten Bundeswehr-Flugzeuge mit Lebensmitteln und Sanitätsmaterial im Nordirak, wo inzwischen Hunderttausende von Flüchtlingen auf Hilfe angewiesen sind.
Am Freitag sollen die radikalsunnitischen Kämpfer in dem nordirakischen Dorf Kotscho dutzende Zivilisten hingerichtet haben, unter ihnen vor allem Jesiden. Einem Regierungsvertreter zufolge stürmten bewaffnete Dschihadisten das Dorf und richteten ein „Massaker“ mit rund 80 Toten an.
In der irakischen Provinz Anbar westlich von Bagdad setzten bewaffnete Angehörige von mehr als 25 sunnitischen Stämmen ihren am Freitag begonnenen Widerstand gegen die Dschihadisten mit Unterstützung der Sicherheitskräfte fort. Nach Polizeiangaben vertrieben sie IS-Kämpfer aus von diesen gehaltenen Gebieten westlich der Provinzhauptstadt Ramadi.