Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber hat sich gegen einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union ausgesprochen. Das Land erfülle nicht die Kriterien, die für so einen Schritt wichtig seien. Huber plädierte für eine „besondere Nachbarschaftsbeziehung“.
Hamburg. Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber hat sich gegen einen Beitritt der Türkei in die Europäische Union ausgesprochen. Das Land erfülle nicht die Kriterien, die für so einen Schritt wichtig seien, sagte der Bischof in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt. Huber plädierte für eine „besondere Nachbarschaftsbeziehung".
abendblatt.de: Vor der Europawahl wird auch über das Verhältnis zwischen der EU und der Türkei debattiert. Sie haben im Frühjahr die Türkei besucht. Waren sie da in einem Land, das in die Europäische Union gehört?
Huber: In dem Zustand, in dem ich die Türkei erlebt habe, gehört die Türkei nicht in die Europäische Union. Es ist ganz offensichtlich, dass die Türkei nicht die Kriterien erfüllt, die für uns wichtig sind. Ich sage das in großer Besorgnis. Die Lage der christlichen Minderheit in dem Land Ist sehr unbefriedigend.
abendblatt.de: Wie sollte man dann mit der Türkei umgehen?
Huber: Die EU ist nicht beliebig ausdehnbar. Man sollte eine besondere Nachbarschaftsbeziehung ins Spiel bringen, so wie sie die EU auch mit anderen Ländern anstrebt.
abendblatt.de: Eine Art privilegierter Partnerschaft?
Huber: Ich plädiere für einen gemeinsamen Wirtschaftraum, der größer ist als die EU. Mir ist bewusst, dass es wegen der Entscheidung für Beitrittsverhandlungen schwierig wird, den Schalter noch umzulegen. Ich würde aber ein Neudenken in dieser Frage begrüßen. Wir brauchen über diese Frage nicht nur eine politische, sondern auch eine gesellschaftliche Debatte mit der Türkei.