Prälat Imkamp spricht von „Grenzüberschreitungen“. Christian Wulff habe persönliche Probleme mit der katholischen Kirche beim Papst angesprochen.
München. Der Direktor des schwäbischen Wallfahrtsorts Maria Vesperbild, Prälat Wilhelm Imkamp, hat Bundespräsident Christian Wulff für seine Begrüßungsrede beim Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. scharf kritisiert. „Wenn der katholische Christ Wulff sein politisches Amt und dessen Möglichkeiten dazu benutzt, seine persönlichen Probleme mit und in der Kirche zu thematisieren, könnte man durchaus von einer gewissen Grenzüberschreitung sprechen“, sagte Imkamp dem „Focus“. Wulff ist geschieden und wieder verheiratet und daher nach katholischem Verständnis von der Kommunion ausgeschlossen.
Bei seiner Begrüßung des Papstes vergangene Woche in Berlin hatte der Bundespräsident die Kirche zum Nachdenken darüber aufgerufen, wie barmherzig sie „mit Brüchen in den Lebensgeschichten von Menschen“ umgehe. Imkamp ist Berater der Heiligsprechungs- und der Gottesdienstkongregation des Vatikans.
Rund eine Woche nach dem Papstbesuch treffen sich die katholischen Bischöfe ab Dienstag zu ihrer Herbstvollversammlung in Fulda. Bis Freitag wollen die 68 Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe vor allem über die Konsequenzen des Papstbesuchs für die katholische Kirche in Deutschland beraten und eine Analyse der Reden und Predigten Benedikt XVI. vornehmen. Dabei dürfte es insbesondere um die Auswirkungen des Papstgesprächs mit den Spitzen der evangelischen Kirche im Erfurter Augustinerkloster gehen sowie um die Forderung nach einem Verzicht der Kirche auf weltliche Privilegien.
Ein weiteres Thema ist der Fortgang des vor einem Jahr ins Leben gerufenen Gesprächsprozesses in der katholischen Kirche. Damit wollen die Bischöfe durch den Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Außerdem geht es darum, die Kirche in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft neu aufzustellen. (dapd/KNA)