Nach Angriff auf israelische Botschaft in Kairo spricht Ministerpräsident Netanjahu von schwerem Schaden für Frieden.

Kairo/Jerusalem. Ein Angriff tausender Demonstranten auf die israelische Botschaft in Ägypten hat die angespannten Beziehungen zwischen beiden Staaten weiter belastet. Mindestens drei Menschen kamen nach Angaben der Regierung bei Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften ums Leben, nachdem eine wütende Menge das Gebäude in Kairo gestürmt hatte. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, der Frieden zwischen beiden Seiten habe durch den Angriff in der Nacht zum Sonnabend "schweren Schaden“ genommen.

Mehr als 1.000 Menschen wurden bei den Zusammenstößen verletzt, wie das ägyptische Gesundheitsministerium mitteilte. Ein Mann war am Freitagabend an einem Herzinfarkt gestorben. Laut der ägyptischen Nachrichtenagentur MENA erlitten bei den Ausschreitungen 46 Polizisten Verletzungen, 19 Demonstranten wurden festgenommen. Erst gegen 6.00 Uhr (Ortszeit) ebbte die Gewalt langsam ab.

Netanjahu sprach nach Angaben eines Beraters am Sonnabend von einem "offenkundigen Verstoß gegen internationale Normen“. Der ägyptische Informationsminister Osama Haikal erklärte im Staatsfernsehen, Kairo sei internationalen Konventionen und dem Schutz diplomatischer Missionen verpflichtet. Die Regierung werde gegen künftige Proteste bei der israelischen Botschaft vorgehen. US-Präsident Barack Obama versicherte Netanjahu noch während der Ausschreitungen, die USA bemühten sich, die Situation zu klären. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak bat seinen amerikanischen Kollegen Leon Panetta, alles nur Mögliche zum Schutz der Botschaft zu tun.

Der israelische Botschafter Jitzchak Levanon, seine Familie und weitere Mitarbeiter der diplomatischen Vertretung – angeblich insgesamt 80 Personen – wurden in einem Militärflugzeug nach Israel ausgeflogen. Nach Angaben aus Jerusalem verblieb lediglich der stellvertretende Botschafter im Land. Die ägyptische Polizei wurde nach den Ausschreitungen in Alarmbereitschaft versetzt. Zunächst hatten tausende Ägypter vor der Botschaft unter anderem gegen den Friedensvertrag ihres Landes von 1979 mit Israel demonstriert, an dem auch der im Februar gestürzte Staatspräsident Husni Mubarak festgehalten hatte. Nachdem Mubarak zum Rücktritt gezwungen worden war, wurden in Ägypten immer wieder Forderungen laut, den Friedensvertrag mit Israel aufzukündigen.

Nach stundenlangen Protesten vor dem Gebäude riss eine aufgebrachte Menge schließlich eine Schutzmauer vor dem Gebäude teilweise ein, attackierte die diplomatische Vertretung und holte die israelische Fahne ein. Rund 30 Demonstranten drangen in die Botschaft ein und warfen Dokumente aus den Fenstern. "Sie haben Aufzeichnungen über uns, sie sammeln Informationen über uns, deshalb ist es nur gerecht, wenn wir diese Informationen teilen“, sagte Mustafa Sajid, der nach eigenen Angaben an der Erstürmung der Botschaft beteiligt war.

Die ägyptische Polizei griff erst Stunden nach Beginn der Proteste ein. Sicherheitskräfte feuerten dann Tränengas in die Menge. Die Demonstranten schleuderten Molotow-Cocktails und steckten mehrere Polizeifahrzeuge, Autos und Bäume in Brand.