Deutsche Hilfsorganisationen sind vermutlich nicht betroffen. Aber Taliban sprechen von Angriff auf „deutsches Geheimdienstzentrum“.
Kabul. Bei einem Anschlag auf ein von Ausländern besuchtes kleines Hotel in Kundus in Nordafghanistan sind nach Behördenangaben mindestens vier Wachmänner getötet worden. Zehn Menschen, darunter ein Polizist, wurden verletzt. In dem Hotel stiegen einem Polizeisprecher zufolge häufig deutsche Mitarbeiter von Hilfsorganisationen ab. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, nach Stand von Dienstagmorgen seien keine Deutschen betroffen.
Die ausländischen Hotelgäste, deren Nationalität zunächst nicht bekannt war, konnten sich nach Angaben eines Sprechers der Provinzverwaltung durch den Hinterausgang in Sicherheit bringen. Wie er berichtete, sprengte sich kurz nach Tagesanbruch ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe vor dem zweigeschossigen Gebäude in die Luft. Zwei weitere Angreifer seien nach drinnen gestürmt und hätten der Polizei eine zweistündige Schießerei geliefert.
Die Taliban erklärten sich für den Anschlag verantwortlich. Sie hätten eine „deutsche Geheimdienstzentrale und Sicherheitsfirma“ angegriffen, schrieb ihr Sprecher Sabiullah Mudschahid der Nachrichtenagentur AP in einer Textmitteilung. Die Bundesregierung verurteilte den „schrecklichen Terroranschlag“ und äußerte ihr Mitgefühl mit den Opfern und Angehörigen. Die deutsche Botschaft sei eingeschaltet und stehe mit den afghanischen Behörden in Kontakt, so ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Das Gästehaus brannte ab, auch mehrere Nachbarhäuser wurden beschädigt. Hinter der Polizeiabsperrung sah man Flammen an einer Außenwand emporschlagen. Zerfetzte Körperteile lagen auf der Straße. Anwohner schilderten eine gewaltige Detonation, die die ganze Stadt erschüttert habe. (dapd)