Die FDP-Politikerin will die Aberkennung ihres Titels nicht aktzeptieren und legte Widerspruch gegen die Entscheidung der Uni Heidelberg ein.
Berlin. Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin fechtet die Aberkennung ihres Doktortitels an. Die Europaparlamentarierin habe Widerspruch gegen die Entscheidung der Universität Heidelberg eingelegt, den ihr im Jahr 2000 verliehenen Titel wieder zu entziehen, sagte ein Sprecher Koch-Mehrins am Sonntag und bestätigte damit einen Bericht des „Spiegel“. Sollte die Uni an der Entscheidung festhalten, könnte die FDP-Politikern dem Magazin zufolge vor dem Verwaltungsgericht klagen.
Zuerst war Ex-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) der Doktortitel aberkannt worden, weil er zahlreiche von anderen Autoren übernommene Passagen nicht gekennzeichnet hatte. Dann gerieten weitere Politiker wie Koch-Mehrin unter Plagiatsverdacht. Auch der FDP-Europapolitiker Jorgo Chatzimarkakis verlor seinen Doktortitel von der Universität Bonn. Zur Zeit prüft die Universität Potsdam eine Doktorarbeit von Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) wegen möglichen Verstoßes gegen die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens. An der Universität Bonn wird die Doktorarbeit von FDP-Mitglied Margarita Mathiopoulos unter die Lupe genommen.
Die Universität Heidelberg hatte den Titelentzug mit 120 Stellen auf 80 Seiten der Doktorarbeit begründet, die als Plagiate zu klassifizieren seien. Die Untersuchung war von einer Internetplattform ins Rollen gebracht worden, die zahlreiche Plagiate gefunden und veröffentlicht hatte. Koch-Mehrin hatte im Zuge der Affäre die Posten der Vorsitzenden der FDP im Europaparlament und der Vizepräsidentin des Europaparlaments niedergelegt, ihr Mandat aber behalten. Unter massivem Druck deutscher Wissenschaftsorganisationen verließ sie zudem den Forschungsausschuss des EU-Parlaments, in den sie soeben erst gewechselt war.
Bereits Mitte Juni hatte die Politikerin darauf verwiesen, dass die Mängel ihrer Doktorarbeit schon ihren Gutachtern bekanntgewesen seien. Aber: „Der Promotionsausschuss hat mir im Jahr 2000 in voller Kenntnis aller eklatanten Schwächen meiner Arbeit den Doktortitel verliehen.“ Sie habe zu Recht mit „cum laude“ – was etwa der Note 3 in der Schule entspricht – abgeschlossen: „Die wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Arbeit sind bis heute unstrittig und beruhen auf meiner eigenen wissenschaftlichen Leistung.“
Der EU-Abgeordnete Michael Theurer (FDP) sagte zu der neuen Entwicklung: „Im Rechtsstaat gibt es Rechtsmittel. Diese auszuschöpfen, ist nicht zu kritisieren.“ Die Diskussion bewege die Menschen aber und wirke nicht positiv für die Parteien derer, die unter Plagiatsverdacht stünden. (dapd/dpa)