Der Ausschuss stellte fest, dass Koch-Mehrins Arbeit „in substanziellen Teilen aus Plagiaten besteht“. Deshalb werde ihr der Titel entzogen.
Heidelberg. Bis zum Schluss trug sie ihn, den begehrten Titel. Noch am Mittwochnachmittag stellte die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin auf ihrer Homepage den Doktortitel ihrem Namen voran. Nun ist die Europaabgeordnete den „Dr.“ allerdings los. Die Universität Heidelberg entzog ihr den Titel, die Begründung: Auf rund 80 Textseiten seien in ihrer Dissertation mehr als 120 Stellen gefunden worden, die man als Plagiate ansehen müsse.
Als die Plagiatsvorwürfe im Frühjahr auftauchten, hatte Koch-Mehrin lange geschwiegen. Erst am 11. Mai zog sie die Konsequenzen aus den Vorwürfen. Sie legte mit sofortiger Wirkung ihr Amt als Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament nieder und gehörte fortan auch nicht mehr dem FDP-Präsidium an. Auch das Amt als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments gab Koch-Mehrin ab. Sie habe Belastungen von ihrer Familie abwenden wollen, erklärte sie. Auch wollte der FDP-Star den Start des neuen Führungsteams nicht erschweren.
Dabei galt Koch-Mehrin nicht gerade als medienscheu, sondern war im Gegenteil ein gern und oft gesehener Talkshow-Gast. Die 40-Jährige zählt zu den bekanntesten Europaparlamentariern in Deutschland und wird oft als „Medienstar“ bezeichnet.
Koch-Mehrin sitzt seit 2004 im Europaparlament. Im Sommer 2009 fuhr die FDP mit ihr als Spitzenkandidatin das bisher beste Ergebnis bei einer Europawahl ein, nämlich elf Prozent.
Dass die Mutter dreier Töchter bei ihren Kollegen allerdings nicht allzu beliebt ist, zeigte sich kurz darauf: Die Abstimmung über die neuen Vizepräsidenten des Parlaments wurde zur Zitterpartie für Koch-Mehrin – am Ende bekam sie knapp genug Stimmen, um einen der 14 Vize-Posten zu übernehmen.
Die im November 1970 in Wuppertal geborene Koch-Mehrin wuchs als Kleinkind in Marokko und im Sudan auf, bevor sie in Köln zur Schule ging. Nach einem Studium der Geschichte und Volkswirtschaftslehre in Hamburg, Straßburg und Heidelberg promovierte sie 1998 zum Thema „Historische Währungsunionen“.
Seit 2004 ist die Unternehmensberaterin stellvertretende Fraktionschefin der liberalen ALDE-Fraktion im Europäischen Parlament. Sie lebt mit ihrem irischen Lebensgefährten James Candon und ihren drei Töchtern in Brüssel.