Michèle Alliot-Marie hat während der Unruhen ihren Urlaub in Tunesien verbracht. Wie nah steht die Außenministerin zum geflohenen Machthaber?
Paris. Die französische Außenministerin Michèle Alliot-Marie steht erneut wegen ihrer Haltung zum gestürzten tunesischen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali in der Kritik. Die Wochenzeitung „Le Canard Enchaîné“ berichtete, Alliot-Marie habe inmitten der Proteste gegen Ben Ali den Privatjet eines tunesischen Geschäftsmannes benutzt, der zum Clan des Ex-Präsidenten zählen soll. Auch das tunesische Hotel, in dem Alliot-Marie zusammen mit ihrer Familie den Weihnachtsurlaub verbrachte, soll Aziz Miled gehören, der Ben Alis Schwager Belhassen Trabelsi nahestehen soll.
Alliot-Maries Büro bestätigte, dass die Ministerin zusammen mit ihren Eltern und ihrem Lebensgefährten Patrick Ollier im Jet von Aziz Miled flog, der ein langjähriger Freund sei. Er gehöre aber nicht zum Ben-Ali-Clan, der sich in Tunesien jahrzehntelang auf Kosten der Bevölkerung bereichert hatte. Insbesondere Belhassen Trabelsi, der Bruder von Ben Alis Frau Leila, soll in Saus und Braus gelebt haben. Aziz Miled steht auf einer Liste von Tunesiern, deren Konten die Schweiz vor zwei Wochen eingefroren hatte. Dort wird er ebenfalls als Vertrauter Trabelsis geführt.
Die französische Opposition reagierte scharf auf die Vorwürfe gegen Alliot-Marie. „Wenn das wahr ist, dann ist das schwerwiegend“, sagte Sozialistenchefin Martine Aubry. Die Außenministerin war bereits im Januar in die Kritik geraten, weil sie Ben Ali kurz vor dessen Sturz französische Unterstützung gegen die Proteste angeboten hatte. „Das in der ganzen Welt anerkannte Wissen der französischen Sicherheitskräfte könnte helfen, solche Sicherheitsprobleme zu lösen“, sagte Alliot-Marie damals.