Seit Mitte Februar fordern Demonstranten den sofortigen Rücktritt Salihs. Der Präsident will sich den Protesten jedoch nicht beugen.

Sanaa. Trotz anhaltender Proteste und zunehmend chaotischer Zustände in seinem Land will Jemens Langzeit-Präsident Ali Abdullah Salih nicht zurücktreten. Er werde sich den Protesten nicht beugen, erklärte der seit mehr als 30 Jahren amtierende Staatschef am Montag in der Hauptstadt Sanaa. „Diese Machtgierigen sollten zu zivilisiertem Benehmen zurückfinden und auf die Wahlurnen vertrauen. Wenn die Menschen ihnen glauben, werden wir ihnen die Macht übergeben.“ Der Weg zur Macht werde allerdings nicht über Chaos und das „Blut der jemenitischen Jugend“ führen.

Seit Mitte Februar fordern Demonstranten den sofortigen Rücktritt Salihs, der eine Präsidentenwahl bis Ende 2011 versprochen hat und dann nicht mehr antreten will. Sicherheitskräfte und Salih-Anhänger haben bisher fast 100 Regimegegner getötet und mehr als 1000 verletzt. Daneben schlägt sich das Regime mit dem Houthi-Aufstand im Norden und mit dem Islamisten-Feldzug eines Al-Kaida-Ablegers im Süden und Osten des Landes herum. Am Montag starben bei einer Explosion nach einem Angriff von Islamisten auf eine Munitionsfabrik nach Medienberichten mehr als 100 Menschen.

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Über 70 Tote bei Explosion einer Munitionsfabrik

Der Krisenstaat Jemen rutscht immer weiter ins Chaos: Bei einer Explosion in einer Munitionsfabrik sind am Montag 70 Menschen ums Leben gekommen. Das meldete der Nachrichtensender al-Arabija. Die Fabrik in der Provinz Abjan war zuvor von Islamisten gestürmt und ausgeplündert worden. Die Extremisten nutzen nach Informationen jemenitischer Medien den seit Wochen andauernden Machtkampf zwischen Präsident Ali Abdullah Salih und seinen Gegnern aus, um ihren Einflussbereich zu vergrößern. Vor diesem Szenario warnen US-Terrorismusexperten schon seit längerer Zeit. Der Jemen gehört zu den wichtigsten Rückzugsorten des Terrornetzwerks Al-Kaida weltweit.

Die Nachrichten-Website „Marib Press“ berichtete, die Explosion habe sich ereignet, als Anwohner auf das Fabrikgelände in der Ortschaft al-Hisn kamen, nachdem die „Dschihadisten“ wieder abgezogen waren. Das für Patronen bestimmte Pulver, das auf dem Gelände lagerte, habe sich entzündet.

Laut „Marib Press“ gelang es den Extremisten nicht, eine Zementfabrik in Abjan unter ihre Kontrolle zu bringen. Dort seien sie von Angehörigen der lokalen Stämme aufgehalten worden, hieß es. Es sei ihnen aber gelungen, in der Stadt Jaar in eine Villa des Präsidenten und in die lokale Radiostation einzudringen.

(dpa)