Die Bundesregierung baut eine Anti-Hacker-Zentrale im Bundesamt auf. USA warnen vor Internet-Attacken auf Kraftwerke und Energienetze.
Berlin/Washington. Die Bundesregierung hat ein Konzept zur Abwehr von Bedrohungen aus dem Internet beschlossen. Die im Kabinett gebilligte „Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland“ sieht nach Angaben des Bundesinnenministeriums die Gründung eines speziellen Zentrums vor, das im Fall eines Angriffs aus dem Netz die Situation analysieren und den zuständigen Behörden Empfehlungen geben soll. Federführend für dieses „Nationale Cyber-Abwehrzentrum“ ist das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). „Wir alle brauchen das Netz wie die Luft zum Atmen“, sagte die IT-Beauftragte des Bundes, Cornelia Rogall-Grothe zum Auftakt einer Veranstaltung zur Cyber-Sicherheit in Berlin. Deswegen seien besondere Maßnahmen erforderlich, um die IT-Systeme vor Cyber-Angriffen zu schützen.
Auch der Cybersecurity-Experte von US-Präsident Barack Obama, Howard A. Schmidt, und der EU-Parlamentarier Christian Ehler (CDU; Mitglied des EU-Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung) haben im Weißen Haus über die transatlantische Cybersicherheit beraten. Ehler erklärte anschließend, die EU solle sich an US-Maßnahmen zur Abwehr von Internetattacken orientieren, die Schmidt erläutert hatte. Das amerikanische Modell zur Identitätssicherung im Internet soll laut Schmidt in den kommenden Wochen umgesetzt werden, wie Ehlers Sicherheitsreferent mitteilte. Im Kern sehe die „National Strategy for Trusted Identity in Cyberspace“ die Kooperation aller Beteiligten, also Regierungsstellen, Industrie, und Innovationsträgern, sowie deren zentrale Steuerung vor.
Bisher ist es so gut wie unmöglich, die Urheber von Internetattacken eindeutig auszumachen. Ehler sagte, eine zentrale Steuerung nach dem Muster des US-Modells könnte auf europäischer Seite die Enisa, die europäische Netzwerks- und Informationssicherheitsagentur, wahrnehmen, die von ihm maßgeblich mitgestaltet worden sei. Die Enisa verfolgt einen integrierenden Ansatz, um Gefahren aus dem Cyberspace frühzeitig zu erkennen und abzuwehren. Schmidt und Ehler befürworteten einen gemeinsamen transatlantischen Arbeitsplan zur Cybersecurity.
Wenn kritische Infrastrukturen, also Kraftwerke, Energienetze und Kommunikationssysteme auf dem digitalen Kriegsschauplatz angegriffen würden, seien zivile und militärische Ziele gleichermaßen betroffen. Von Erfahrungen in Europa ausgehend, bekräftigte Ehler, für wirksame Schutzmaßnahmen müssten Industrie, zivile und militärische Stellen in einem Prozess zusammengeführt und gemeinsam gesteuert werden.