800 Kilometer soll der radioaktive Abfall von Karlsruhe nach Lubmin zurücklegen. Beim Start blockierten Greenpeace-Aktivisten die Strecke.
Karlsruhe. Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace haben am Dienstagmorgen in Karlsruhe Bahngleise blockiert, um gegen den bevorstehenden Castor-Transport zu protestieren. Etwa 35 Atomkraftgegner demonstrierten auf der Bahnstrecke vor der ehemaligen Wiederaufarbeitungsanlage (WAK). Elf von ihnen ketteten sich nach Polizeiangaben ans Tor der Anlage. Sie wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen. Andere Demonstranten ketteten sich an die Schienen.
Greenpeace setzte nach eigenen Angaben einen Container mit einer ausfahrbaren Plattform auf den Gleisen ab. Am Mittwoch sollen 56 Tonnen radioaktiven Abfalls aus der vor zwei Jahrzehnten stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage in Karlsruhe auf die Schienen gesetzt werden. Der erste Atommülltransport dieses Jahres geht in das Zwischenlager Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. Um Blockaden zu verhindern, besteht entlang der Stadtbahnstrecke in Karlsruhe eine Verbotszone mit eingeschränktem Versammlungsrecht. Das Verwaltungsgericht Karlsruhe lehnte zwei Eilanträge gegen das vorübergehende Versammlungsverbot der Stadt ab.
Die Strecke führt vom Karlsruher Norden über Stadtbahngleise durch die Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen und Vororte von Karlsruhe in die Stadt hinein bis zum Hauptbahnhof. Dort werden die Castoren auf die Gleise für Güterzüge umgesetzt. Am Donnerstag soll die brisante Fracht im Zwischenlager Nord nahe Lubmin bei Greifswald ankommen. Die fünf Castoren enthalten 140 Edelstahlbehälter gefüllt mit einem radioaktiven Glasgemisch. Darin wurden 60.000 Liter der sogenannten Atomsuppe aus der stillgelegten Versuchsanlage gebunden. Der Atommüll entstand zwischen 1971 bis Ende 1990, als in der WAK rund 207 Tonnen abgebrannter Kernbrennstoff wiederaufgearbeitet worden waren. Bundes- und Landespolizei werden eigenen Angaben zufolge den rund 800 Kilometer langen Transport mit rund 7000 Beamten absichern, und damit in ähnlicher Stärke wie den Transport im Dezember 2010.