„Ich bin bereit, das alles aufzugeben, damit mein Traum in Erfüllung geht.“ US-Präsident Obama macht Druck auf Ägyptens Präsident Mubarak.
Kairo/Washington. Der in Ägypten als prominente Stimme der Regierungsgegner gefeierte Internet-Aktivist und Google-Mitarbeiter Wael Ghonim ist bereit, die Proteste für ein demokratisches Land mit dem Leben zu bezahlen. „Ich sage Ihnen, ich bin bereit zu sterben“, sagte Ghonim im Gespräch mit dem US-Fernsehsender CNN. Er habe zwar viel zu verlieren in seinem Leben. „Ich arbeite für den besten Konzern, für den man arbeiten kann. Ich habe die beste Frau, ich liebe meine Kinder“, sagte Ghonim, der Google-Marketingchef für den Nahen Osten und Afrika ist. „Aber ich bin bereit, das alles aufzugeben, damit mein Traum in Erfüllung geht.“
An die Adresse des ägyptischen Vize-Präsidenten Omar Suleiman sagte er, niemand werde die Regierungsgegner aufhalten. „Entführt mich. Entführt alle meine Kollegen. Steckt uns ins Gefängnis. Tötet uns. Macht, was immer Ihr wollt – wir werden unser Land zurückerobern.“ Der 30-Jährige war am Montag nach zwölf Tagen in Gewahrsam freigelassen worden und von den Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo begeistert empfangen worden.
Unter Tränen sprach er in der CNN-Sendung über die bei den Protesten gegen die Regierung getöteten Demonstranten. „Das ist ein Verbrechen“, sagte Ghonim und forderte von Präsident Husni Mubarak, sofort zurückzutreten. „Es ist keine Zeit mehr für Verhandlungen.“
Auch am 17. Tag der Proteste verbrachten Tausende in Kairo die Nacht auf dem Tahrir-Platz, berichteten Augenzeugen. Hunderte campierten auch vor dem nahe gelegenen Parlament auf der Straße. In Charga im Süden des Landes waren am Tag zuvor drei Menschen bei Zusammenstößen von Demonstranten mit Sicherheitskräften getötet worden. Zunehmend kommt es auch zu Streiks. Die daran teilnehmenden Arbeiter verknüpfen ihre Forderungen nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen mit der nach einem Rücktritt Mubaraks.
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Die US-Regierung hat vom Regime in Ägypten gefordert, konkreter auf den Wunsch der Demonstranten nach einem demokratischen Wandel einzugehen. Bislang seien noch nicht einmal Minimalforderungen der Protestbewegung nach Reformen erfüllt worden. Die Massendemonstrationen würden kein Ende nehmen, bis es einen Wandel gebe, sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Robert Gibbs. Einige ägyptische Politiker seien offenbar der Auffassung, sie könnten die Proteste aussitzen, indem sie einige Zugeständnisse machten.
Die Demonstranten „werden sich aber vermutlich nicht zerstreuen, bis die Regierung einige echte Schritte (hin zu Reformen) unternimmt“, erklärte Gibbs. Er stellte jedoch klar, dass die US-Regierung das Regime in Ägypten zu nichts zwingen kann. Die ägyptische Regierung zeigte sich zufrieden mit den neuen Formulierungen der USA. In einem Interview mit dem Fernsehsender „PBS NewsHour“ erklärte der ägyptische Außenminister Ahmed Aboul Gheit, er sei erbost über die verwirrenden Aussagen der US-Regierung zu Beginn der Proteste gewesen. Obama hatte Mubarak aufgefordert, „das Richtige zu tun“. Die Forderung nach einem sofortigen Wandel sei gleichbedeutend damit, Ägypten seinen Willen aufzudrücken. Nun seien die Äußerungen der US-Regierung sehr viel klarer. Ein abrupter Wechsel würde zu Chaos führen, sagte er. (AFP/dpa/dapd)