Eine möglicherweise von Terroristen gezündete Bombe am internationalen Flughafen Domododewo hat mindestens 35 Menschen getötet.

Moskau. Terroristen haben erneut das russische Verkehrsnetz ins Visier genommen: Bei einem Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo kamen am Montag 35 Menschen ums Leben. Etwa 130 weitere seien bei der Explosion in dem Terminal verletzt worden, teilte eine Airport-Sprecherin mit. Präsident Dmitri Medwedew sprach von einem Terrorakt. Nach Meldungen der amtlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti könnte es sich um die Tat eines Selbstmordattentäters gehandelt haben.

„Nach den uns vorliegenden vorläufigen Informationen war es ein Terrorangriff“, sagte Medwedew. Die Explosion zeige, dass gegen die Sicherheitsbestimmungen verstoßen worden sei. Der Präsident verschob seine Reise zum Weltwirtschaftsgipfel in Davos, zu der er am (morgigen) Dienstag aufbrechen sollte, um dort am Mittwoch die Eröffnungsrede zu halten. Er ordnete verstärkte Sicherheitsvorkehrungen an den beiden anderen Moskauer Verkehrsflughäfen an. Auch in der Moskauer Metro waren deutlich mehr Streifen unterwegs. Die U-Bahn gilt als besonders anfällig für Terroranschläge.

Es ist der dritte Anschlag mit vielen Toten auf das russische Verkehrsnetz in wenig mehr als einem Jahr. Über die Täter von Domodedowo lagen zunächst keine Informationen vor. Augenzeugen berichteten von grauenhaften Szenen. Ein Amateurvideo auf Youtube zeigte ein von Rauch eingehülltes Flughafenterminal, in dem sich einer Ecke Leichen stapeln, weitere Tote liegen zwischen Gepäckstücken verstreut auf dem Boden der Halle. An mehreren Stellen brennen kleinere Feuer.

„Es gab eine Explosion. Dann habe ich einen Polizisten gesehen, der mit Körperteilen und Blut bedeckt war“, sagte ein Augenzeuge dem Radiosender Russkaja Sluschba Nowostei. Der Beamte habe nur geschrien: „Ich habe überlebt, ich habe überlebt.“

Ein weiterer Augenzeuge, Mark Green, sagte der BBC, zum Zeitpunkt der Explosion seien Tausende Menschen in dem Terminal gewesen. Sie seien aus dem Gebäude geströmt, einige seien blutverschmiert gewesen. „Ein Mann hatte zerrissene Jeans an, zwischen der Leiste und dem Knie war sein Oberschenkel blutüberströmt.“

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) reagierte mit Bestürzung auf den Anschlag. „Ich verurteile diese grausame Bluttat auf das Schärfste“, sagte der Vizekanzler und fügte hinzu: „Dieser barbarische Akt ist durch nichts zu rechtfertigen.“ Westerwelle sprach den Angehörigen und Freunden der Opfer sein tiefes Mitgefühl aus, den Verletzten wünschte er rasche Genesung. Auch NATO-Generalsekretär Fogh Rasmussen und US-Präsident Barack Obama verurteilten die Tat. Obama sprach von einem „abscheulichen Terrorakt“.

Aufgrund der zeitweiligen Sperrung des Flughafens Domodedowo mussten drei Maschinen der Lufthansa umgeleitet werden. Die Flugzeuge seien auf benachbarte Flughäfen ausgewichen, sagte ein Konzernsprecher der Nachrichtenagentur dapd. Eine einzige Lufthansa-Maschine befinde sich derzeit noch am Flughafen Domodedowo. Sie werde jedoch am Abend wieder in Frankfurt erwartet.

Pro Woche fliege die Lufthansa bis zu 65 Mal den Flughafen Domodedowo an. Die Nonstop-Verbindungen gingen ab Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg und Berlin-Tegel. Domodedowo sei der einzige Flughafen in Moskau, der von der Lufthansa angeflogen werde, fügte der Sprecher hinzu.

+++ Anschlag in Domodedowo: Deutsche Flüge nicht betroffen +++

Domodedowo im Südosten von Moskau gilt als der modernste Flughafen der Stadt. Er wird von 77 Gesellschaften angeflogen, die Verbindungen zu 241 Orten im In- und Ausland anbieten. Die Zuverlässigkeit der dortigen Sicherheitsvorkehrungen gerieten aber bereits 2004 ins Zwielicht. Damals gelangten dort zwei Selbstmordattentäterinnen an Bord von zwei Flugzeugen, nachdem sie illegalerweise Tickets von Flughafenangestellten gekauft hatten. Sie sprengten sich während des Flugs in die Luft und rissen alle 90 Menschen in den Maschinen mit in den Tod.

Bei einem Doppelanschlag im März 2010 wurden 39 Menschen in der Moskauer Metro getötet, mehr als 60 weitere wurden verletzt. Im Dezember 2009 waren bei einer Attacke auf einen Hochgeschwindigkeitszug zwischen Moskau und Sankt Petersburg 26 Menschen ums Leben gekommen. Tschetschenische Rebellen übernahmen damals die Verantwortung für die Tat.