Der frühere Premier muss sich für seine Nibelungentreue zu George W. Bush rechtfertigen. Die Demonstranten setzen Tony Blair unter Druck.

London. Der frühere britische Premierminister Tony Blair ist zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres als Zeuge von einem Irak-Untersuchungsausschuss befragt worden. Das Gremium untersucht die Rechtmäßigkeit der britischen Beteiligung an der US-geführten Invasion im Irak im Jahr 2003. Blair gab zu Beginn der auf mehrere Stunden angesetzten Anhörung zu, Hinweise, der Einmarsch könnte nicht rechtmäßig sein, bewusst verworfen zu haben. Großbritannien und die USA hatten Saddam Hussein den Besitz von Massenvernichtungswaffen vorgeworfen, solche wurden aber nie gefunden.

Der damalige Generalstaatsanwalt Lord Peter Goldsmith hatte darauf hingewiesen, dass für einen Einmarsch eine weitere Uno-Resolution nötig gewesen wäre. Blair sagte, er sei davon ausgegangen, dass Goldsmith seine Meinung geändert hätte, wenn er den vollen Verhandlungsstand im Uno-Sicherheitsrat gekannt hätte. Blair machte erneut deutlich, dass er den Einmarsch in den Irak aus damaliger Sicht für richtig hielt. Extremismus müsse bekämpft werden und könne nicht einfach verwaltet werden, sagte Blair. Er habe schon sehr früh klar gemacht, dass Großbritannien in der Irak-Frage Seite an Seite mit den USA stehen werde.

Blair war bereits im Morgengrauen, zwei Stunden vor Beginn der Anhörung, in das Konferenzzentrum in Westminister gegangen. Erst danach versammelte sich eine Schar von Demonstranten vor dem Gebäude, die Blair Kriegsverbrechen vorwarfen. Unter den Demonstranten waren auch Angehörige von britischen Soldaten, die im Irak getötet oder schwer verwundet wurden. Nach Angaben der Organisation icasualties.org sind im Irak 179 Soldaten der britischen Streitkräfte gestorben.