Nur 15 Prozent der 1100 Befragten einer Studie bevorzugen ein Pflegeheim oder eine Residenz, wenn sie 70 Jahre alt werden oder älter.
München. Zwei Drittel der über 50-jährigen Deutschen wollen einer Studie zufolge im Alter selbstständig in einer Wohnung oder einem Haus leben . Mehr als die Hälfte (57 Prozent) von ihnen möchte dabei die Möglichkeit eines Hilfeangebotes haben, wie aus einer repräsentativen Emnid-Umfrage hervorgeht, die in München vorgestellt wurde. Nur 15 Prozent der 1100 Befragten bevorzugen ein Pflegeheim oder eine Seniorenresidenz, wenn sie 70 Jahre alt werden oder älter.
Um altersgerecht wohnen zu können, zieht es die Hälfte der über 50-Jährigen vor, das Haus oder die Wohnung umbauen; nur ein Drittel möchte laut der Umfrage umziehen. Als sehr wichtig für ein selbstständiges Leben im Alter werden neben Angeboten für Hilfe und Pflege zuhause die gute Erreichbarkeit von Geschäften, Ärzten und öffentlichen Verkehrsmitteln genannt. Für Serviceleistungen oder altersgerechte bauliche Veränderungen könnten die Befragten durchschnittlich 280 Euro monatlich aufbringen.
Für über 80 Prozent ist zudem ein barrierearmer Zugang zur Wohnung und innerhalb der Wohnung sowie altersgerechte Techniken wie Hausnotruf und Kommunikation mit Ärzten und Pflegern wichtig. Vor allem für Frauen spielt Sicherheit eine große Rolle: Den Einbau von Sicherheitsmaßnahmen wie Gegensprech- oder Alarmanlagen bezeichneten 42 Prozent von ihnen als sehr wichtig. Gemeinsame Aktivitäten oder Gemeinschaftsräume haben für weniger als die Hälfte der Befragten einen hohen Stellenwert.
Nach Berechnungen des Eduard Pestel Institutes werden bis zum Jahr 2025 rund zwei Millionen altersgerechte Wohnungen in Deutschland benötigt, um 20 Prozent der Haushalte mit 70-Jährigen und älteren Menschen zu versorgen. In absoluten Zahlen ist der Bedarf in den bevölkerungsreichen Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen am höchsten. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl leben in Sachsen die meisten Senioren. Ähnlich sieht die Altersstruktur in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen, Berlin, Bremen und im Saarland.
Nach den gegenwärtigen Schätzungen liege der heutige Bestand bei rund 400.000 bis 500.000 altersgerechten Wohnungen, sagte der stellvertretende Vorstand des Institutes, Matthias Günther. Mehr altersgerechte Wohnungen seien nicht nur für Einzelpersonen von großer Bedeutung, sondern auch für die Volkswirtschaft, da die Pflege zuhause deutlich billiger sei als in einem Pflegeheim.
Der Präsident des BFW Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Walter Rasch, bezifferte das Einsparpotenzial von häuslicher Pflege auf rund 1.500 Euro monatlich im Vergleich zu stationärer Pflege. Die gesamtwirtschaftliche Einsparung bei 100.000 altersgerechten Wohnungen im Vergleich zu Heimplätzen liege jährlich bei rund zwei Milliarden Euro.
Im Namen eines Verbändebündnisses im Wohnungsbau forderte Rasch die Politik auf, Anreize zu schaffen, damit private Unternehmen in bezahlbaren altersgerechten Wohnraum investieren könnten. Dazu zählten steuerliche Anreize, die Fortführung des KfW-Programms „Altersgerecht umbauen“ sowie eine Quartiers- und Stadtentwicklung unter demografischen Gesichtspunkten. (epd)