36 Tote bei Zusammenstößen mit arabischen Milizen. Das Referendum über einen unabhängigen Südsudan geht dennoch weiter.
Khartum. Ungeachtet der Kämpfe zwischen arabischen Milizen und Stammeskriegern sind im Sudan auch am zweiten Tag des Referendums Tausende an die Wahlurnen geströmt, um über eine Unabhängigkeit des Südens zu entscheiden. Nach Angaben von Wahlbeobachtern verlief die Abstimmung auch am Montag weitgehend friedlich. Bei Zusammenstößen an der Grenze zwischen Nord- und Süd-Sudan wurden allerdings 36 Menschen getötet. Stammesvertreter aus der Region Abyei warfen der Regierung in Khartum vor, arabische Milizen mit Waffen versorgt zu haben. Das Militär wies die Vorwürfe zurück.
Der Süden des Landes entscheidet seit Sonntag in einem mehrtägigen Referendum über die Abspaltung vom überwiegend arabischen Norden des Landes. Den Bewohnern der Abyei-Region war zugesichert worden, in einer eigenen Volksabstimmung entscheiden zu können, welchem Teil sie sich anschließen wollen. Die Verantwortlichen konnten sich jedoch nicht auf die Modalitäten der Abstimmung einigen.
Es gilt als sicher, dass die Mehrheit der Stimmberechtigten für die Loslösung vom Norden und für die Bildung einer neuen Nation entscheiden wird. Die Volksabstimmung ist auf eine Woche angesetzt. Am ersten Tag gaben etwa 20 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen ab. Damit das Referendum gültig ist, müssen es mindestens 60 Prozent sein. Erste Ergebnisse sollen Anfang Februar vorliegen, das Endergebnis soll am 15. Februar bekannt gegeben werden.
Der Name des neuen Staates ist ebenso ungeklärt wie Details des künftigen Verhältnisses zum Nord-Sudan, was potenziellen Konfliktstoff bietet. Ebenfalls offen sind der genaue Grenzverlauf zwischen Süden und Norden sowie die Aufteilung der Ölvorkommen, die für die Volkswirtschaften beider Länder von essenzieller Bedeutung sind.
In einem Streitpunkt zeichnet sich allerdings Bewegung ab: So erklärte der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter in einem CNN-Interview, der sudanesische Präsident Omar Hassan al-Baschir habe ihm in einem Gespräch die Bereitschaft signalisiert, die gesamte Schuldenlast von knapp 38 Milliarden Dollar zu übernehmen. „Das bedeutet, der südliche Sudan beginnt gewissermaßen ohne Schulden auf dem Papier“, sagte Carter. Baschir hatte den Westen zuletzt zu einem Schuldenerlass aufgefordert, um die Aussichten auf Frieden zu verbessern.