Lob vom Zentralrat der Juden. Aber Christian Wulff sprach in Israel auch die heiklen Themen um den Gazastreifen und die Palästinensergebiete an.
Jerusalem/Bethlehem. Bundespräsident Christian Wulff ist zum Abschluss seiner ersten Nahost-Reise mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammengetroffen. Der 75-Jährige empfing Wulff in seiner Residenz in Bethlehem mit militärischen Ehren. Der Bundespräsident hatte zuvor die Geburtskirche in Bethlehem besucht. Dort zog sich Wulff mit seiner 17 Jahre alten Tochter Annalena zu einem privaten Gebet zurück. Die Geburtskirche steht an jenem Ort, wo nach christlicher Überlieferung Jesus geboren wurde. Bethlehem gehört deshalb auch zu den wichtigsten Pilgerzielen weltweit.
Wulff besuchte außerdem das traditionsreiche evangelische Schulzentrum Talitha Kumi nahe Bethlehem. Die 1851 gegründete Schule ist die älteste protestantische auf palästinensischem Boden. Das Schulmodell ist in vieler Hinsicht außergewöhnlich. Hier lernen christliche und muslimische Kinder gemeinsam . Sie können die Schule mit einem international anerkannten Bildungsabschluss verlassen. Träger ist das Berliner Missionswerk.
Wulff hatte in Jerusalem ausführlich mit Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gesprochen. Er ermunterte Deutschland, eine – wie er sagte – „Schlüsselrolle“ bei der Lösung des Nahostkonflikts zu übernehmen. Wulff forderte alle Seiten im Nahen Osten zu Kompromissbereitschaft auf. Er setzte sich für eine Lockerung der Absperrung des Gaza-Streifens ein und verlangte von der israelischen Führung eine konstruktivere Haltung im Streit um die Besiedlung des Westjordanlands. Er ist ein Hauptgrund dafür, dass die Friedensgespräche mit den Palästinensern derzeit unterbrochen sind.
Der neue Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann , hat dem Auftritt von Bundespräsident Wulff in Israel großes Lob gezollt. Mit seiner Reise nach Israel in Begleitung seiner Tochter und weiterer junger Schüler aus Deutschland habe Wulff „ein deutliches, herzliches und sensibles Zeichen der Verbundenheit unserer deutschen Gesellschaft mit dem jüdischen Staat, und das über jede Altersgrenze hinaus“ gesetzt, sagte Graumann der Illustrierten „Bunte“.
Insbesondere die Tatsache, dass sich Wulff von seiner 17-Jährigen Tochter Annalena begleiten ließ, beeindruckt den Zentralratspräsidenten: „Der Bundespräsident wurde selbst nach der Shoa geboren – und ganz offenbar ist es ihm ein wirkliches persönliches Herzensanliegen, gerade jungen Menschen von heute das Gefühl von Verantwortung und Gedenken zu vermitteln“, wird Graumann zitiert. Das schätze er ganz besonders und bewundere „das eindringliche und eindrucksvolle Engagement“ Wulffs sehr.