Das Super-Wahljahr 2011 könnte zum großen Jahr der Grünen werden: In Baden-Württemberg und Berlin mischen sie im Kampf um den Regierungssessel mit, in Bremen geht es für sie um die Fortsetzung der rot-grünen Koalition, in Rheinland-Pfalz sowie in Sachsen-Anhalt um den Wiedereinzug in den Landtag und in Mecklenburg-Vorpommern um den erstmaligen Einzug ins Landesparlament. Nach dem Scheitern der schwarz-grünen Koalition in Hamburg kommen nun voraussichtlich noch Neuwahlen in der Hansestadt dazu.
SACHSEN-ANHALT: Hier findet am 20. März die erste Wahl des Jahres statt – und die Grünen haben viel Grund zu Optimismus. Eine Infratest-Umfrage sah die Partei, die 2006 an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war, zuletzt bei neun Prozent. Damit würde der Wiedereinzug in den Landtag gelingen. Klare Mehrheitsverhältnisse zeichnen sich bislang nicht ab. Der Umfrage zufolge könnten CDU und SPD zusammen weiterregieren. Auch eine rot-rote Koalition – mit den Linken als stärkerem Partner – wäre nach der Umfrage rechnerisch möglich. Die SPD lehnt aber einen linken Ministerpräsidenten ab.
BADEN-WÜRTTEMBERG: Die Grünen im Südwesten, wo am 27. März gewählt wird, profitieren von den Protesten gegen das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ und gegen die Atompolitik der Bundesregierung. In einer Umfrage von TNS Forschung lagen sie Anfang Oktober mit 32 Prozent nur zwei Punkte hinter der CDU. Mit der SPD gäbe es nach jetzigem Stand eine stabile Mehrheit für Rot-Grün unter einem grünen Regierungschef. Grünen-Spitzenkandidat ist Landtagsfraktionschef Winfried Kretschmann. Ob tatsächlich im CDU-Stammland die grüne Revolution gelingt und CDU-Ministerpräsident Stefan Mappus abgewählt wird, bleibt abzuwarten. 2006 hatten die Grünen 11,7 Prozent erzielt.
RHEINLAND-PFALZ: Hier können die Grünen am 27. März auf ein Rekordergebnis hoffen – obwohl sie derzeit nicht einmal im Landtag sind. In einer Infratest-dimap-Umfrage lagen sie vor einiger Zeit bei 16 Prozent. Bei der Wahl 2006 waren die Grünen mit 4,6 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Die SPD, die mit Ministerpräsident Kurt Beck seit 2006 allein in Mainz regiert, wäre derzeit mit 36 Prozent stärkste Kraft und käme mit den Grünen auf eine klare Mehrheit.
BREMEN: In der Hansestadt wählen die Wähler am 22. Mai die Bürgerschaft. Seit der Wahl 2007 regiert dort eine rot-grüne Koalition unter Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD). Die Grünen erzielten damals 16,4 Prozent – ihr bis heute bestes Ergebnis bei einer Landtagswahl überhaupt. Als sicher gilt, dass SPD und Grüne in Bremen weiter gemeinsam regieren wollen. Nach einer Umfrage vom vergangenen Frühjahr sieht es dafür gut aus: Danach kam die SPD auf 35 Prozent, die Grünen lagen mit 17 Prozent etwa bei ihrem Ergebnis von 2007.
MECKLENBURG-VORPOMMERN: In dem ostdeutschen Bundesland spielten die Grünen bislang kaum eine Rolle. Bei der Wahl am 4. September wollen sie erstmals in den Schweriner Landtag einziehen, 2006 hatten sie magere 3,4 Prozent erzielt. Der Landesverband hofft, vom starken Bundestrend der Partei profitieren zu können. Bei der Landtagswahl steht die derzeitige SPD/CDU-Koalition zur Disposition. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) schließt eine Fortsetzung nicht aus, hält aber auch Rot-Rot für machbar.
BERLIN: Neben Baden-Württemberg rechnen sich die Grünen auch bei der Abgeordnetenhauswahl am 18. September in der Hauptstadt Chancen aus, künftig den Regierungschef zu stellen. Der seit 2001 amtierende Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gilt zwar manchem als verbraucht, jüngsten Umfragen zufolge machte er aber gegenüber seiner Herausforderin von den Grüne, Bundestagsfraktionschefin Renate Künast, Boden gut. Bei der vergangenen Abgeordnetenhauswahl von 2006 kamen die Grünen auf 13,1 Prozent.