Deutsche Soldaten liefern sich Gefechte mit den Taliban. Der Verteidigungsminister sieht dennoch Anzeichen für eine positive Entwicklung.
Meimane. Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat den gefährlichsten Distrikt im nordafghanischen Einsatzgebiet der Bundeswehr besucht. Der Minister traf am Donnerstag bei den deutschen Soldaten in Char Darah ein, die sich dort seit Sonntag Gefechte mit den Taliban liefern. „Die Motivation ist einmal mehr, dass man die Sicherheitslage nicht nur vom Schreibtisch beurteilt, sondern sich selbst ein Bild macht“, sagte er.
Guttenberg wurde mit US-Kampfhubschraubern in das Konfliktgebiet in der Provinz Kundus geflogen. In Char Darah waren am Karfreitag drei deutsche Soldaten in einem Taliban-Hinterhalt getötet worden. Zuvor hatte sich Guttenberg im nordafghanischen Meimane vorsichtig optimistisch über die Lage im Land geäußert. „In Teilen Afghanistans gibt es schon Trendwenden“, sagte der Minister. Guttenbergs Besuch war aus Sicherheitsgründen nicht angekündigt worden.
Guttenberg sagte in Meimane, er hoffe, dass man im kommenden Jahr wie geplant mit der Übergabe der Verantwortung an die afghanischen Sicherheitskräfte beginnen könne. „Das muss aber auch an Kriterien gebunden sein.“ Dazu meinte der Minister: „Es müssen auch Ergebnisse vorliegen. Man hört hier von den Verantwortlichen, dass man diesen Ergebnissen näher kommt.“ Er fügte hinzu: „Ich spreche immer davon, dass wir ein erträgliches Maß an Stabilität brauchen.“
Bei der seit Sonntag andauernden gemeinsamen Operation der Bundeswehr mit internationalen und afghanischen Sicherheitskräften in Char Darah wurden nach Polizeiangaben mindestens zehn Taliban-Kämpfer getötet. 15 mutmaßliche Aufständische seien verwundet worden, sagte Provinz-Polizeichef Abdul Rahman Sajedchaili am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.
Nach Angaben der Bundeswehr wurden bislang drei deutsche Soldaten leicht verwundet. Sayedchaili sagte, auch drei afghanische Polizisten seien verletzt worden. An der Operation „Almasak“ (Dari für Blitz) nehmen 480 Angehörige der Internationalen Schutztruppe ISAF und der afghanischen Sicherheitskräfte teil. Unter den Soldaten sind zahlreiche Deutsche und Amerikaner. Die Bundeswehr hat in der ISAF das Regionalkommando für ganz Nordafghanistan.
Die Kämpfe konzentrierten sich auf die Ortschaft Katliam rund sechs Kilometer westlich des deutschen Feldlagers, aus der die Taliban vertrieben werden sollen. Ziel ist auch die Sicherung einer Verbindungsstraße in Char Darah, die im Bundeswehr-Sprachgebrauch Little Pluto heißt. Die Bundeswehr setzte bei den Gefechten mehrfach die Panzerhaubitze ein, ihr schwerstes Geschütz.
Dass die ISAFin diesem Jahr so viele Tote wie nie zuvor zu beklagen hat, führte Guttenberg auf ein verstärktes Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Taliban zurück. Er warb für realistische Ziele beim Einsatz am Hindukusch. „Wir müssen uns verabschieden von manchen Traumbildern, die wir in den letzten Jahren aufgebaut haben. Manche Ziele wird man nie erreichen können.“
Guttenberg machte auf dem Rückweg seiner Reise nach China und in die Mongolei einen Zwischenstopp, der aus Sicherheitsgründen vorab nicht angekündigt worden war. Von Ulan Bator kommend landete er im Luftwaffenstützpunkt Termes in Usbekistan. Von dort aus flog der Minister weiter nach Meimane.
Guttenberg hatte am Mittwoch in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator gesagt, 2011 werde ein „ganz entscheidendes Jahr“ für den internationalen Einsatz in Afghanistan. „Wir werden ein hartes Jahr vor uns haben.“