Tatsächlich kommt der 50 Jahre alte Sudanese wohl schon früher frei. Er soll schon in zwei Jahren in seine Heimat abgeschoben werden.
Washington. Eine US-Militärjury in Guantánamo Bay hat den ehemaligen Koch von Terroristenchef Osama bin Laden, Ibrahim Ahmed Mahmud Al-Qosi, zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Es ist aber mehr als zweifelhaft, dass der 50-jährige Sudanese tatsächlich so lange in Haft bleibt .
Der Grund: Ankläger und Verteidiger hatten bereits zuvor ein Strafmaß ausgehandelt, das am Montag von der zuständigen Militärrichterin akzeptiert worden war. Wie hoch diese Strafe ist, wurde – aus Sicherheitsgründen, wie es hieß – vorläufig geheim gehalten.
Nach den Regeln gilt für Al-Qosi nun die Strafe, die milder ist. Die höhere kommt dann auf ihn zu, wenn er gegen Bedingungen verstößt, die in der Vereinbarung zwischen Anklage und Verteidigung festgelegt sind. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass das von der Richterin gebilligte Strafmaß unter den 14 Jahren Haft liegt. Die Jury selbst wurde vor ihren Beratungen nicht über den Inhalt der zuvor getroffenen Übereinkunft informiert.
Al-Qosi hatte sich im Juli freiwillig schuldig bekannt. Ein solcher Schritt ermöglicht es, dass sich die Gegenseiten auf eine Strafe verständigen, der dann das Gericht aber zustimmen muss. Dadurch wird ein Prozess mit oft hohen Kosten vermieden – und der Angeklagte kommt meistens deutlich glimpflicher davon, als es bei einem Schuldspruch in einem Prozess der Fall gewesen wäre.
In arabischen Medienberichten hatte es geheißen, dass Al-Qosi laut der Absprache noch zwei Jahre festgehalten und dann in seine Heimat Sudan abgeschoben werden solle.
Das Urteil gegen ihn ist das erste gegen einen Guantánamo-Häftling seit der Amtsübernahme von US-Präsident Barack Obama im Januar vergangenen Jahres. Er hatte die umstrittenen Sondertribunale in dem Lager vorübergehend ausgesetzt und erreicht, dass Angeklagte in diesen Verfahren mehr Rechte erhalten als ursprünglich vorgesehen. Die Tribunale waren unter Obamas Vorgänger George W. Bush geschaffen worden.
Al-Qosi hatte im Juli zugegeben, Ende der 1990er Jahre Osama bin Laden in afghanischen Al-Kaida-Lagern unterstützt zu haben. Er war 2001 in Afghanistan festgenommen worden und sitzt seit 2002 in Guantánamo. Er soll Bin Laden auch als Leibwächter und Fahrer gedient haben. Im Sonderprozess gegen den 23-jährigen Guantánamo-Häftling Omar Khadr ist die Jury-Auswahl abgeschlossen worden. Der gebürtige Kanadier war erst 15, als er in Afghanistan gefangen genommen wurde. Er wird daher auch als „Kindersoldat“ bezeichnet, und sein Fall gilt als besonders spektakulär. Khadr wird hauptsächlich beschuldigt, 2002 in Afghanistan einen US-Soldaten mit einer Handgranate getötet zu haben.