Die Maßnahme soll laut einem Medienbericht eine Reaktion auf den militärischen Einsatz Israels gegen die Gaza-Hilfsflotte sein.
Ankara. Die Türkei hat ihren Luftraum für israelische Militärflugzeuge gesperrt. Regierungskreise in Ankara unterstrichen allerdings, in Einzelfällen könnten Flüge auch künftig genehmigt werden. Die Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuvor unter Berufung auf Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan von einem generellen Flugverbot für Maschinen aus Israel berichtet. Die Maßnahme sei nach der israelischen Militäraktion gegen eine Flotte mit Hilfsgütern für den Gazastreifen am 31. Mai verhängt worden.
Mindestens einem israelischen Flugzeug mit mehr als 100 Offizieren an Bord hat die Türkei bereits die Nutzung ihres Luftraums verwehrt, wie die israelische Zeitung „Jediot Ahronot" berichtete. Die Offiziere wollten zu einem Besuch der Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz nach Polen fliegen. Die Maschine habe einen Umweg nehmen müssen, berichtete das Blatt. Die israelischen Streitkräfte hätten offiziell nicht auf den Vorfall reagiert, um die Spannungen mit der Türkei nicht weiter anzuheizen.
Bei der israelischen Militäraktion gegen die Gaza-Hilfsflotte waren neun Türken getötet worden. Die Türkei rief daraufhin ihren Botschafter aus Israel zurück und sagte gemeinsame Militärmanöver ab. Ankara fordert von Israel die Rückgabe der beschlagnahmten Schiffe, eine Entschädigung der Opfer und eine internationale Untersuchung des Zwischenfalls. Israel setzte stattdessen eine eigene Untersuchungskommission ein, der allerdings zwei ausländische Beobachter angehören.
Der Vorsitzende der Untersuchungskommission, Jacob Turkel, kündigte die Vorladung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an. Auch Verteidigungsminister Ehud Barak und Angehörige der Streitkräfte sollten vernommen werden.
Auch im Gazastreifen halten die Unruhen an. Ein UN-Sommerlager für Kinder wurde überfallen und verwüstet. Zwei Dutzend vermummte Angreifer seien am frühen Morgen in das Lager eingedrungen und dann versucht, mehrere Zelte in Brand zu stecken, teilte UN-Sprecher Adnan Abu Hasna mit. Erst am 23. Mai hatte es einen ähnlichen Zwischenfall gegeben. Im Zusammenhang mit diesem ersten Überfall wurden mittlerweile fünf Verdächtige festgenommen, wie die palästinensische Polizei mitteilte. Die im Gazastreifen regierende Hamas verurteilte den Angriff und kündigte Ermittlungen an. Die radikalislamische Organisation bietet selbst Sommerlager für rund 100.000 Kinder an, die mit dem größeren UN-Programm konkurrieren. Nach dem ersten Überfall auf ein UN-Sommerlager Ende Mai hatten die Täter einen Drohbrief hinterlassen, in dem sie mit der Ermordung von UN-Mitarbeitern drohten, sollten die Vereinten Nationen nicht auf ihr Programm für rund 250.000 Kinder und Jugendlichen verzichten.