Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und Herausforderer Francois Hollande leiten die heiße Phase des Wahlkampfes um das Amt des Staatspräsidenten ein.

Vincennes/Paris. Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und sein sozialistischer Herausforderer Francois Hollande haben am Sonntag vor jeweils rund 100.000 Anhängern den Wahlkampfendspurt eingeleitet - eine Woche vor der ersten Runde. Noch-Staatspräsident Sarkozy versuchte auf der Pariser Place de la Concorde, die vielen unentschiedenen Wähler zu mobilisieren. Er versprach, bei seiner Wiederwahl für Konjunkturhilfe der Europäischen Zentralbank zu kämpfen. Er werde "die Debatte um die Rolle der EZB eröffnen, um das Wachstum zu stärken“, erklärte er.

Damit eröffnete Sarkozy eine neue EU-Baustelle, nachdem er schon einen Austritt aus dem Schengenraum und das Einfrieren der Pariser EU-Beiträge angedroht hatte. Die EZB-Debatte ist ein Affront gegen Deutschland, die Bundesregierung lehnt jede politische Einmischung in die EZB-Entscheidungen kategorisch ab. Allerdings kämpft Sarkozy auch mit dem Rücken zur Wand. In Umfragen liegt er zwar für den ersten Wahlgang am 22. April mit Hollande Kopf an Kopf. Für die Stichwahl am 6. Mai sehen ihn die Institute aber um sechs bis 14 Punkte abgeschlagen.

Sein Auftritt im Herzen von Paris wirkte daher auch wie ein fast verzweifelter Versuch, das Ruder noch herumzureißen. "Französinnen, Franzosen, helfen Sie mir“, rief er. Indirekt wandte er sich auch an die Protestwähler des rechtsextremen Front National. "Ich verstehe das Gefühl der Ungerechtigkeit derer, die nicht von ihrer Arbeit leben können, während andere es ohne Arbeit schaffen.“ Zugleich bemühte er sich um die Stimmen der gesamten "schweigenden Mehrheit“: "Ich richte mich nicht an rechts oder links“, sagte er. "Welche Zukunft wollen Sie für Frankreich? Das ist die einzige Frage, auf die es ankommt.“

Die Mehrheit der Franzosen wollen den Umfragen zufolge, dass der Sozialist Hollande die Macht übernimmt. Er gab sich am Sonntag vor dem Schloss von Vincennes im Osten von Paris erstmals siegessicher. "Niemand kann uns aufhalten, niemand kann uns hindern, ich bin bereit“, donnerte er seinen euphorischen Anhängern entgegen.

Und er attackierte Sarkozy für dessen Vorwurf, die Aussicht auf einen Sieg des Sozialisten verunsichere die Märkte. "Der einzige, der den Kopf verliert, ist der scheidende Präsident“, konterte Hollande. Zu seinen Versprechen gehört es, spekulative Finanzprodukte wie Kreditausfallversicherungen zu verbieten. Er versprach "ein Frankreich, das stärker ist als die Märkte“. Zudem bekräftigte er sein Ziel, bei seiner Wahl den von Berlin durchgeboxten Fiskalpakt "neu zu verhandeln“, denn "Sparen alleine beruhigt die Märkte nicht“.

Der Wahlkamf ist mit den Auftritten am Sonntag in die heiße Phase getreten. Mehr als ein Dutzend Kandidaten sind noch im Rennen. Hinter Sarkozy und Hollande liegt Marine Le Pen von der Front National mit rund 16 Prozent auf dem dritten Platz, gefolgt vom linksradikalen Ex-Sozialisten Jean-Luc Mélenchon mit etwa zwölf Prozent und dem Zentrumspolitiker Francois Bayrou bei rund zehn Prozent. Wenn es Sarkozy gelingt, aus der ersten Runde als Bestplatzierter hervorzugehen, könnte der Wahlkampf wieder spannend werden.