Die erste Babyklappe in Deutschland wurde im Jahr 2000 in Hamburg eingerichtet. Eine Studie hinterfragt nun die umstrittenen Einrichtungen.
Hamburg. Die Diskussion über den Sinn von Babyklappen erhält neue Nahrung durch eine bisher unveröffentlichte Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums. Die Träger der Einrichtungen setzten sich damit auseinander, dass Zielgruppen wie Prostituierte, Drogenabhängige, sehr junge Mädchen und Frauen, die ihre Neugeborenen töten oder aussetzen, nicht erreicht würden, heißt es laut Berichten der Tageszeitung „Die Welt“ (Sonnabendausgabe) und des Nachrichtenmagazins „Focus“ in der Expertise des Deutschen Jugendinstituts. Die erste Babyklappe in Deutschland wurde im Jahr 2000 in Hamburg eingerichtet.
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Die Babyklappen, in die Frauen anonym ihr Neugeborenes legen und damit zur Adoption freigeben können, sind in rechtlicher und ethischer Hinsicht umstritten. Der Deutsche Ethikrat hatte 2009 mehrheitlich empfohlen, die Angebote zur anonymen Kindsabgabe zu schließen. Derzeit gibt es bundesweit fast 100 Babyklappen, die meist von kirchlichen Einrichtungen getragen werden. Daneben können bundesweit in rund 130 Krankenhäusern anonyme Entbindungen vorgenommen werden.
In der Studie des Deutschen Jugendinstituts heißt es laut „Focus“: „Die Ursprungsidee der Angebote zur anonymen Kindesabgabe war die Lebendrettung von Neugeborenen, die in Gefahr waren, durch Tötung nach der Geburt oder Aussetzung zu versterben. Dies ist vielfach nicht mehr das vorrangige Motiv zur Weiterführung der Angebote zur anonymen Kindesabgabe.“ Die Experten empfehlen einen Kurswechsel hin zu mehr niedrigschwelligen Hilfsangeboten in den Schwangerschaftsberatungsstellen, aber auch im Internet sowie eine telefonische Anlaufstelle.
Der Studie zufolge wurden in Deutschland bisher mindestens 973 Kinder in Babyklappen oder bei anonymen Geburten zur Welt gebracht. Zwei Drittel der Kinder (652) seien anonym geboren worden. Knapp ein Drittel (278) sei in eine Babyklappe gelegt worden, weitere 43 Kinder seien den Mitarbeitern der Anbieter anonym übergeben worden, berichtet die Tageszeitung „Die Welt“ unter Berufung auf die Untersuchung.
Dauerhaft anonym blieben dem Bericht zufolge 314 dieser Kinder. Die Hälfte der Kinder aus Babyklappen und rund ein Drittel der Kinder aus anonymen Geburten seien schnell in Adoptivfamilien vermittelt worden. Für 376 Kinder wurden laut den beteiligten Jugendämtern Adoptionsvormundschaften errichtet, 45 davon wurden durch leibliche Eltern zurückgenommen.
Für die Studie wurden 591 Jugendämter befragt, von denen sich 466 beteiligten. Von den 344 angeschriebenen Trägern der Angebote von Babyklappen oder anonymen Geburten beteiligten sich 272 an der Befragung. Allerdings konnten die Träger nur für einige Kinder Angaben über deren weiteres Schicksal machen. „Bei den Anbietern und Trägern fehlen für ein gutes Fünftel der anonym abgegebenen Kinder Informationen über deren Verbleib“, heißt es. Laut Studie gibt es „sehr große (Qualitäts-)Unterschiede innerhalb der Trägerlandschaft