Die frühere pakistanische Premierministerin Benazir Bhutto wurde 2007 erschossen. Die Uno behauptet, der Mord hätte verhindert werden können.

Die Uno hat schwere Vorwürfe gegen die pakistanische Regierung im Zusammenhang mit der Ermordung der früheren Premierministerin Benazir Bhutto im Dezember 2007 erhoben. „Die Ermordung Bhuttos hätte verhindert werden können, wenn angemessene Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden wären“, heißt es in einem am Donnerstag (Ortszeit) in New York veröffentlichten Bericht. Nach dem Anschlag habe die Polizei die Ermittlungen „mit Absicht“ scheitern lassen, heißt es in dem Bericht der Expertenkommission, die vom Uno-Botschafter Chiles angeführt wurde.

„Die Beamten fürchteten eine Beteiligung der Geheimdienste und wussten nicht, wie weit sie bei ihren Ermittlungen gehen durften, obwohl sie als Fachleute in ihrem Beruf genau wussten, dass gewisse Maßnahmen erforderlich gewesen wären“, kritisieren die Experten. Der Bericht sollte ursprünglich Ende März veröffentlicht werden, auf Wunsch der pakistanischen Regierung wurde die Publikation jedoch auf den 15. April verschoben.

Bhutto war wenige Wochen nach ihrer Rückkehr aus dem Exil im Anschluss an eine Wahlkampfveranstaltung in der Garnisonsstadt Rawalpindi von einem 15-jährigen Selbstmordattentäter getötet worden. Als mutmaßlich Beteiligte wurden fünf Islamisten vor ein Anti-Terror-Gericht gestellt. Die nach der Wahl im Februar 2008 an die Macht gekommene heutige Regierung stoppte den Prozess aber und ließ die Ermittlungen neu aufrollen.

Der UN-Bericht lässt offen, wer hinter dem Attentat stand. Eine glaubwürdige Untersuchung müsse aber auch die Hintermänner und Geldgeber in den Blick nehmen. Der Regierung des damaligen Präsidenten Pervez Musharraf wirft die Kommission vor, sie habe ihre Erkenntnisse über Gefahren für das Leben Bhuttos praktisch nur weitergereicht, ohne selbst aktiv zu werden. Auch Bhuttos Volkspartei habe es allerdings versäumt, die Politikerin angemessen zu schützen.

Vor dem Erscheinen des Berichts hatte die Uno beschlossen, ihre Büros in Pakistan drei Tage lang zu schließen. Das Land wird seit Jahren von einer Welle islamistisch motivierter Anschläge heimgesucht. Auch am Freitag gab es wieder einen Selbstmordanschlag. Bei dem Attentat auf ein Krankenhaus in der pakistanischen Stadt Quetta wurden mindestens acht Menschen getötet. Etwa 35 weitere wurden verletzt. Bei den Opfern handelte es sich überwiegend um Schiiten, die sich nach dem Mord an einem Bankmanager in der Notaufnahme versammelt hatten. Bei einem US-Raketenangriff im Nordwesten des Landes wurden vier mutmaßliche Aufständische getötet.

Quetta ist die Hauptstadt der südwestpakistanischen Provinz Baluchistan. Die Stadt gilt als eines der wichtigsten Rückzugsgebiete für die Führung der afghanischen Taliban. Die religiös und politisch motivierte Gewalt geht in erster Linie auf separatistische Gruppen beziehungsweise auf Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten zurück. In dem Krankenhaus waren auch Journalisten, die über das Attentat auf den Mann berichten wollten, der aus einer bekannten schiitischen Familie stammte. Ein Kameramann des pakistanischen Fernsehsenders Samaa TV wurde getötet.