Der Attentatsversuch auf ein US-Passagierflugzeug hätte laut Präsident Barack Obama im Vorfeld verhindert werden können.

Washington. US-Präsident Barack Obama hat den Geheimdiensten wegen des in letzter Minute verhinderten Flugzeuganschlags bei Detroit Versagen vorgeworfen. „Wenn ein mutmaßlicher Terrorist an Weihnachten mit Sprengstoff ein Flugzeug besteigen kann, dann hat das System auf höchst desaströse Weise versagt“, sagte der sichtlich verärgerte US-Präsident nach einem Treffen mit seinen Geheimdienstchefs und ranghohen Sicherheitsberatern im Weißen Haus.

Es habe ausreichend Hinweise auf den Täter gegeben, „aber die Dienste haben dabei versagt, die Punkte zu verbinden“, kritisierte der US-Präsident mit bislang ungekannter Schärfe. „Wir müssen das besser machen, und wir werden es besser machen, und das müssen wir sehr schnell tun“, sagte Obama. Er kündigte eine Überarbeitung des Erfassungssystems an, um terrorverdächtige Personen zu identifizieren und sie etwa an Flügen zu hindern. Zu möglichen personellen Konsequenzen sagte er zunächst allerdings kein Wort.

An dem Treffen im weißen Haus nahmen unter anderem CIA-Direktor Leon Panetta, der Chef der Nationalen Nachrichtendienste, Dennis Blair, FBI-Direktor Robert Mueller sowie Obamas Sicherheitsberater James Jones und sein Terrorismus-Berater John Brennan. Zu dem Kreis gehört auch Verteidigungsminister Robert Gates, Heimatschutz-Ministerin Janet Napolitano und Außenministerin Hillary Clinton.

Hintergrund des Sicherheitsgipfels im Weißen Haus war ein versuchter Sprengstoffanschlag auf ein Flugzeug über Detroit. Der Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab hatte Sprengstoff an Bord geschmuggelt und versucht ihn dort zu entzünden. Erst in letzter Minute überwältigten ihn einige Passagiere.

Bei dem Treffen kritisierte Obama, dass vorliegende Informationen über Abdulmutallab nicht zu Konsequenzen geführt hätten. Die Regierung wusste demnach, dass er im Jemen Kontakte zu Extremisten geknüpft hatte. Zudem seien die Dienste darüber informiert gewesen, dass Al-Qaida gegen die USA zuschlagen wollte. „Und wir wussten, dass diese Gruppe mit einer ganz bestimmten Person zusammenarbeitete. Und es stellte sich heraus, das es in der Tat die Person war, die an der Weihnachtsattacke beteiligt war.“ Dieser „Patzer“ hätte zum „Desaster hätten führen können“, schimpfte Obama nach Angaben des Weißen Hauses auf dem Krisengipfel. „Nur ganz knapp sind wir der Kugel ausgewichen. Abgewendet wurde es von mutigen Personen, und nicht, weil das System funktionierte.“

Die heftige Schelte kam offenbar an. „Die Geheimdienstgemeinschaft hat die Botschaft verstanden“, erklärte Geheimdienstkoordinator Dennis Blair. „Wir werden Fortschritte machen, um uns den neuen Herausforderungen zu stellen.“ Konkrete Maßnahmen, wie der Flugverkehr besser gegen terroristische Bedrohungen geschützt werden könne, wurden am Dienstag aber nicht vorgestellt.

Als erste Konsequenz aus dem verhinderten Attentat überprüfen die USA zurzeit sämtliche Listen mit Namen von Terrorverdächtigen. Es sei möglich, dass zuvor „tausende Namen“ von den Listen entfernt oder auf andere Listen übertragen worden seien, sagte Obamas Sprecher Bill Burton in Washington.

Bereits am Montag hatten die USA zudem ihre Sicherheitskontrollen an den Flughäfen deutlich verschärft. Vor allem Reisende aus 14 Ländern, darunter Afghanistan, Jemen, Libyen, Pakistan, Nigeria, Somalia und Kuba, werden ab sofort systematisch abgetastet und mit einem Körperscanner durchleuchtet.

Doch nicht nur im eigenen Land verschärft die US-Regierung den Anti-Terror-Kampf. Auch der Jemen rückt verstärkt ins Visier der Behörden. In dem südarabischen Staat soll der verhinderte Attentäter von Terroreinheiten ausgebildet worden sein. Obama will nun unter anderem die Abschiebung von jemenitischen Guantanamo-Häftlingen in ihr Heimatland stoppen. Fast die Hälfte der noch 198 Guantanamo-Insassen sind Jemeniten.. Obama bekräftigte aber seine Absicht, das Gefangenenlager auf Kuba so bald wie möglich zu schließen.

Unterdessen wurde bekannt, dass es am Flughafen Newark, auf dem ein Terminal am Sonntag für sechs Stunden geschlossen worden war, zu einer doppelten Sicherheitspanne gekommen war. Zunächst war ein Unbekannter durch einen Ausgang in falscher Richtung in den Sicherheitsbereich gelangt. Und weil die Kamerabilder von der Sicherheitsschleuse nicht aufgezeichnet wurden, konnte der Eindringling nicht identifiziert werden, wie die Behörden nun mitteilten.