Der Bonner Politologe Gerd Langguth hält das Schweigen der Kanzlerin zum seit Tagen anhaltenden Streit in der Koalition für richtig.
Hamburg. „Die Kanzlerin tut gut daran, nicht mit der Faust auf den Tisch zu hauen“, sagte Langguth dem Abendblatt (Dienstag-Ausgabe). „Mit jeder Kritik an den Koalitionspartnern würde Angela Merkel jetzt nur kundtun, dass der schwarz-gelbe Laden schwer zu disziplinieren ist. Deshalb ist das Schweigen aus ihrer Sicht im Moment noch das kleinere Übel.“ Zumal man spätestens seit Gerhard Schröders berühmten „Basta“ zur Rentenpolitik wisse, dass Machtworte, die nicht erhört werden, nur die eigene Ohnmacht demonstrierten.
„Aber“, so Langguth weiter, „wenn Mitte Januar die Sitzungswochen beginnen und das Ende der ersten hundert Tage in Sicht kommt, sollte die Kanzlerin die nächste Koalitionsrunde nutzen, die losgebrochene Kakophonie zu unterbinden.“ Grundsätzlich, so der Politologe, würde die Disziplin in den Regierungsparteien nur größer werden, wenn die Opposition stärker wäre und die Regierung stärker fordern würde. „Das ist zurzeit nicht absehbar. Abgesehen davon haben alle kleinen Koalitionen Ärger gemacht. Das war immer schon so.“