Die Regierungskritiker unterstützen einen von Bloggern initiierten Protest. Berlusconi muss sich in zwei Verfahren vor Gericht verantworten.
Rom. Bei einer Demonstration in Rom gegen die rechtsgerichtete Regierung von Silvio Berlusconi sind am Samstag nach Angaben der Veranstalter mehr als 350.000 Menschen auf die Straße gegangen. Sie folgten dem Aufruf einer Gruppe regierungskritischer Blogger auf der Internet-Plattform Facebook, die seit zwei Monaten zu einem „No Berlusconi Day“ mobilisierten. Die Menge trug – in Form von Schals, T-Shirts oder Pullovern – überwiegend lila, nach Aussage der Blogger „die einzige von den traditionellen Parteien übrig gelassene Farbe“.
Gewerkschaften, linke Organisationen und die oppositionelle Partei Italien der Werte des früheren Anti-Korruptionsermittlers und Ministers Antonio Di Pietro unterstützten den Protestmarsch. Unter den Demonstranten waren neben zahlreichen Mitgliedern der Demokratischen Partei auch deren frühere Ministerin Rosy Bindi. Die Führung dieser größten Oppositionspartei hatte allerdings nicht zu dem Protest aufgerufen. Di Pietro wandte sich in einer Rede gegen den „großen Medien-, Wahl-, Politik- und Justizschwindel der Regierung Berlusconi“.
Viele Spruchbänder und Plakate der Demonstranten bezogen sich auf Berlusconis Auseinandersetzungen mit der Justiz. Der Regierungschef muss sich in zwei Verfahren vor Gericht verantworten. In dem einen geht es um Zeugenbestechung, im anderen um Steuerbetrug. „Berlusconi, tritt zurück und akzeptiere verurteilt zu werden“, hieß es auf einem großen Transparent. Auch in Berlin, Paris, London oder Sydney gingen zahlreiche Menschen gegen Berlusconi auf die Straße.