Extremistischer Angriff auf Hauptquartier der pakistanischen Streitkräfte. Elitesoldaten brachten Situation unter Kontrolle und befreiten Geiseln.
Rawalpindi. Islamische Extremisten haben mit einem Angriff auf das Hauptquartier der Streitkräfte in Pakistan den Konflikt mit der Regierung weiter verschärft. Erst nach 22 Stunden konnten Elitesoldaten die Lage unter Kontrolle bringen. Mindestens 20 Menschen kamen ums Leben. Die Regierung kündigte an, sie werde jetzt umso entschlossener eine Offensive gegen Extremisten in den Stammesregionen von Südwaziristan einleiten.
Neun bewaffnete Männer drangen am Samstag durch das Haupttor in das militärische Hauptquartier in Rawalpindi ein, erschossen sechs Soldaten und verschanzten sich mit zahlreichen Geiseln. Sie hatten Armeeuniformen an und kamen in einem weißen Lieferwagen, der ein Kennzeichen der Armee gehabt haben soll. Der Militärexperte Kamran Bokhari sagte, all dies deute darauf hin, dass die Extremisten die Streitkräfte infiltriert haben könnten. Die Armee gerate offenbar zunehmend in die Defensive.
Am Sonntag stürmte ein Militärkommando das Gebäude, in dem sich die Angreifer verschanzt hielten. Neun Extremisten wurden erschossen, ihr Anführer wurde verhaftet. 42 Geiseln wurden befreit, doch kamen auch drei ums Leben. Auch zwei Elitesoldaten wurden bei der Befreiungsaktion getötet.
Der Angriff in der Garnisonsstadt Rawalpindi, nur wenige Kilometer von der Hauptstadt Islamabad entfernt, war der dritte schwere Anschlag innerhalb einer Woche. Am Freitag kamen bei einem Selbstmordanschlag auf einem Markt in Peshawar 49 Menschen ums Leben. Zuvor wurden bei einem Bombenanschlag auf das Büro des Welternährungsprogramms (WFP) fünf Menschen getötet.
Die Serie der Anschläge zerstörte die Hoffnung der pakistanischen Regierung, dass die Extremisten nach dem Tod des Taliban-Führers Baitullah Mehsud bei einem US-Angriff im August entscheidend geschwächt sein könnten. Dessen Nachfolger Hakimullah Mehsud hat kürzlich vor Journalisten in Südwaziristan angekündigt, dass die Taliban zu weiteren Angriffen auf Streitkräfte, Regierung und andere Ziele entschlossen seien.
Die USA drängen Pakistan, gegen die Extremisten in den Stammesgebieten vorzugehen. Nach drei erfolglosen Offensiven haben die Streitkräfte lange gezögert, eine neue Militäraktion zu starten. Es wird geschätzt, dass die Taliban und andere Gruppen etwa 10.000 Kämpfer in Südwaziristan unter Waffen haben. Innenminister Rehman Malik sagte am Wochenende, eine Offensive sei nun unvermeidlich. „Wir werden euch schwer schlagen“, sagte er an die Adresse der Extremisten.