Wer hat das TV-Duell gewonnen? Abendblatt-Leser können abstimmen: Stand um 18.00 Uhr: Steinmeier liegt mit 57 Prozent in Front.
Berlin/Hamburg.
Das TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD) war eher ein TV-Duett. Beide scheuten die Konfrontation. Ihr Auftritt geriet zu einer Werbung für die Fortsetzung der Großen Koalition.
Doch wer machte den besseren Eindruck? Wer wirkte überzeugender und konnte mit seinen Argumenten punkten? Kurzum: Wer hat das TV-Duell gewonnen? Das wollen wir von unseren Lesern wissen und lassen seit gestern Abend abstimmen. Mehrere tausend Leser machten bisher mit. Der Zwischenstand um 18 Uhr: Steinmeier liegt mit 57 Prozent in Führung. 43 Prozent der abendblatt.de-Leser stimmten für die Kanzlerin. Die Abstimmung läuft natürlich weiter.
In der Zuschauergunst sind Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Herausforderer Frank-Walter Steinmeier (SPD) indes abgestürzt. Nach rund 20 Millionen Fernsehzuschauern vor den letzten Bundestagswahlen wollten am Sonntagabend nur 14,18 Millionen Zuschauer das „Fernsehduell“ anschauen. In der ARD sahen nach ARD-Angaben 7,86 Millionen (Marktanteil von 23,4 Prozent) zu. Für das ZDF entschieden sich 3,47 Millionen (10,3 Prozent), 2,06 Millionen (6,1 Prozent) bei RTL zu, bei Sat.1 waren es 0,79 Millionen (2,3 Prozent).
Wie das TV-Duell lief - hier können Sie es im Live-Ticker nachlesen!
19.20 Uhr:
SPD-Kanzlerkandiat Frank Walter Steinmeier trifft im Fernsehstudio ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt 15 Minuten später.
20.30 Uhr:
Es geht pünktlich los. die erste Frage richtet sich an Steinmeier. Er muss erklären, warum die SPD. siegen soll? Steinmeier lobt dabei die Arbeit der Große Koalition. Man hätte aber mehr erreichen können, bei den Mindestlöhnen und der Begrenzung der Managergehälter. Steinmeier beton aber auch die Unterschiede und wiederholt mehrfach, dass er Kanzler werden will.
20.33 Uhr:
Was die Kanzlerin von Steinmeier hält, lautet die Frage an Kanzlerin Merkel: Auch die Kanzlerin lobt die Arbeit der Großen Koalition. Die unionsgeführte Bundesregierung habe beispielsweise die zahl der Arbeitslosen von fünf Millionen auf drei Millionen reduziert. Es hätte aber sein können.
20.35 Uhr:
Merkel ist angriffslustig: Sie entscheide, wie sie eine Frage beantworte, sagt sie auf den Einwand eines Reporters. "Die Vergangenheit war, davon wiird mich niemand abbringen."
20.37 Uhr:
Auf eine entsprchende Frage meint Steinmeier, er duze sich nicht mit der Kanzlerin. Er spricht die Kanzlerin direkt an und verweist darauf, dass der Abbau der Arbeitslosigkeit durch Entscheidungen von Rot-Grün unter Kanzler Gerhard Schröder in Gang gesetzt worden sei.
20:40 Uhr:
Steinmeier betont noch einmal, dass eine Große Koalition nicht seine Wunschkoalition sei.
20.42 Uhr:
Kanzlerin Merkel verteidigt die soziael Marktwirtschaft. Der Staat sei Hüter der Regel. Das sei ignoriert worden und habe zu der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise geführt. Sie wolle, dass die Regeln der sozialen Marktwirtschaft exportiert würden.
20.44 Uhr:
Steinmeier wendet ein, es reiche nicht. Man brauchen einen "Neustart" der sozialen Markwirtschaft. Eine Wirtschaft ohne eine ethische Grundhaltung können nicht bestehen. Kaputt gegangen sei die Vorstellung, dass man nur mit Blick auf die rasche Rendite erfolgreich wirtschaften könne. Steinmeier wiederholt seine Forderung nach einer Begrenzung von Managergehältern und Boni.
20.46 Uhr:
Kanzlerin Merkel lacht, als Steinmeier ausweichend auf die Frage antwortet, ob die Kanzlerin eine "Markradikale" sei. Merkel kontert sofort: "Ich war immer eine Verfechterin der sozialen Markwritschaft." Sie widerspricht: Deutschland benötige keinen Neustart der sozialen Marktwirtschaft. Der entscheidende Punkt sei, dass es international keine entsprechenden Regeln gebe. Auf Zwischenrufe der Moderatoren reagiert die Kanzlerin energisch und fordert, aussprechen zu dürfen.
20.49 Uhr:
Gerechtigkeit sei für sie, dass jeder Menschen eine Chance erhalte, Wohlstand durch eigene Arbeit zu erreichen. Im internationalen Vergleich sei in Deutschland viel Gerechtigkeit das, was aber nicht bedeute, dass es hierzulande auch Ungerechtigkeit gebe. Es schmerze sie, dass fast die Hälfte der Menschen in Deutschland glaube, es gehe in Deutschland ungerecht zu.
20.50 Uhr:
Steinmer sagt mit staatsmännischer Attitüde, der Gedanke der sozialen Gerechtigkeit sei es gewesen, weshalb er der SPD beigetreten sei.
20.54 Uhr:
Kanzlerin Merkel verteidigt Hartz IV. Das sei ein Mindesteinkommen. Sie lehne aber einen gesetzlichen Mindestlohn ab, weil dieser in letzter Instanz zu mehr Arbeitslosigkeit führen würde. Allerdings müssten bei zu geringen Grundlöhnen Regelungen für mehr Einkommen geschaffen werden. Merkel gerät ein wenig ins Schwimmen, bleibt unkonkret.
20.55 Uhr:
Steinmeier verweist auf andere europäische Länder. 27 Länder in Europa hätten den Mindestlohn eingeführt, ohne dass die Zahl der Arbeitslosen stieg. Ein Mindestlohn sichere die Würde der Menschen. Allerdings kommt auch Steinmeier ins Stocken, als er erklären will, warum der Mindestlohn für künftige Rentenzahlungen sowichtig sei.
20.57 Uhr:
Steinmeier verteidigt den Opel-Kompromiss: In Deutschland würden die Standorte des Unternehmens und die Mehrheit der Arbeitsplätze erhalten bleiben. "Wir sollten uns darüber freuen." Gleichzeitig grreift er die Kanzlerin an: "Wenn Schwarz-Gelb regiert hätte, wäre Opel heute tot."
21.00 Uhr:
Merkel weist Steinmeiers Vorwurf zurück. Die Landesregierungen von Nordrhein-Westfallen und Hessen würden von CDU und FDP regiert. Beide Länder hätten sich, genauso wie sie selbst, sehr stark für den Erhalt von Opel eingesetzt. Die Kanzlerin geht davon aus, dass keine Steuergelder verschleudert würden. Sie reagiert schlagfertig auf einen Einwurf des Moderators.
21.03 Uhr:
Merkel verteidigt die Atomenergie. Die Sicherheit müsse die größte Rolle spielen. Allerdings sei Atomenergie nur eine Brückentechnologie. Ziel sei es, dauerhaft auf erneuerbare Energien zu setzen. Bis dahin sei aber ein Energiemix notwendig.
21.05 Uhr:
Steinmeier verteidigt - das ist nicht wirklich überraschend - den von Rot-Grün beschlossenen Atomausstieg. Das Festhalten an Atomkraft ignoriere all die Schritte, die in den vergangenen Jahren gegangen worden seien.
21.08 Uhr:
Bei der konkreten Frage nach der Höhe eines anständigen Managergehalts weicht Merkel aus und nennt keine konkrete Zahl. "Leistung und Bezahlung müssen in einem vernünftigen Verhältnis stehen." Es wäre gut, wenn die Eigentümer darüber bestimmen würden. Dem Vorwurf, sie lade Spitzenmanager ins Kanzleramt ein, weist Merkel zurück. Das sei nichts besonderes. Das seien Kontakte, die man haben müsse. Sie halte derartige Veranstaltungen nicht für ein Problem.
21.10 Uhr:
Merkel plädiert für ein Modell, das die Höhe von Managergehälter an den wirtschaftlichen Erfolg des gesamten Unternehmens koppelt. "Leute entlassen und Managergehälter erhöhen - das halte ich für faslch."
21.14 Uhr:
Steinmeier räumt ein, die "Waffen" des Staates seien in dieser Frage zu stumpf. Erneut plädiert er für die Begrenzung der Managergehälter. Dabei spricht er die Kanzlerin direkt an. Die Höhe von Grundgehältern und Boni sollten beispielsweise in einem bestimmten Verhältnis stehen. Die Union habe strengere Regeln verhindert. Union und FDP erhielten im Wahlkampf drei Millionen Euro von Banken, währen die SPD nur 200.000 Euro erhalte.
21.16 Uhr:
Die Kanzlerin widerspricht, ohne konkret zu werden. Sie halte es allerdings für notwendig, dass Banker auch dann zur Verantwortung gezogen werden, wenn die Geschäfte schlecht liefen, also eine sogenannte Malus-Regelung. Für die Verbraucher seien bessere Regelungen geschaffen worden. So müssten Banken künftig Beratungsgespräche protokollieren. Das bedeute eine Umkehrung der Beweispflicht.
21.18 Uhr:
Steinmeier plädiert für eine Finanzmarktsteuer und meint, man müsse auch nationale Alleingänge wagen. Merkel verweist auf strengere Regeln für Banken in Deutschland. Es dürfe in Deutschland nie wieder ein Bank geben, die den Staat erpressen könne, sagt sie mit blick auf die Hypo Real Estate. Die Finanzmarktsteuer sei im Übrigen noch im Mai von SPD-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück abgelehnt worden.
21.21 Uhr:
Bei der Debatte über die Finanzkrise hängt die Diskussion ein wenig. ZDF-Moderatorin Maybrit Illner stellt umständlich eine Frage, die keiner versteht. Steinmeier antwortet trotzdem und erzählt etwas über die Situation auf den Finanzmärkten in den USA und in Großbritannien. Zudem erklärte Steinmeier umständlich die Idee eines "Kreditmediators".
21.24 Uhr:
Auf die Frage nach Wirtschaftswachstum antwortet Kanzlerin Merkel mit dem Satz, dass Leistung sich wieder lohnen müsse.
21.27 Uhr:
Steinmeier verweist darauf, dass das Konjunkturprogramm mit Augenmaß aufgelegt worden sei. Er verteidigt die Agenda 2010, sagt aber auch, dass man die heutigen Probleme nicht mit den selben Methoden lösen könne.
21.32 Uhr:
Mit Blick auf die vielen neuen Schulden des Staates, verteidigen sowohl Merkel als auch Steinmeier die jüngsten Entscheidungen. Wirtschaftliches Wachstum in den kommenden Jahren solle jedoch helfen, die neuen Schulden wieder abzubauen. Steinmeier sagt, Merkel habe ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn sie jetzt Steuersenkungen verspreche. Merkel erwidert, nur so könne die Wirtschaft in Fahrt gebracht werden, was höhere Steuereinnahmen des Staates bedeutet. Für die gesamte kommende Legislaturperiode seien Steuerentlastungen in Höhe von 15 Milliardne Euro drin.
21.35 Uhr:
Thema Gesundheitsreform: Steinmeier malt schwarz, sollten Union und FDP regieren. Merkel widerspricht: der Gesundheitsfond würde auch bei Schwarz-Gelb erhalten bleiben. Die Qualität der Arbeit der Krankenkassen werde besser, seitdem sie über den Gesundheitsfond in einen Wettbewerb geschickt worden seien.
21.38 Uhr:
Bei der Frage nach der politischen Zukunft von Ulla Schmidt macht Steinmeier den Fehler, die Dienstwagenaffäre anzusprechen. Es sei rechtlich in Ordnung, aber er hätte auf so eine Debatte durchaus verzichten können. Den Vorwurf, er habe schlechtes Krisenmanagement betrieben, weist Steinmeier - wenig überraschend - zurück.
21.40 Uhr:
Merkel verteidigt noch einmal die Gesundheitspolitik der Großen Koalition. Ein Mensch dürfe wegen seines Alters, seiner Herkunft und seiner Kassen nicht von ärztlicher Versorgung ausgeschlossen werden.
21.43 Uhr:
Thema Afghanistan: Steinmeier weist den Vorwurf zurück, er habe vor ein paar Tagen noch erklärt, einen konkreten Abzug der Bundeswehr zu formulieren, würde nur den Taliban in die Hände spielen, bringe jetzt aber das Jahr 2013 als Abzugsjahr ins Gespräch. Ein sofortiger Abzug der Bundeswehr komme nicht in Frage. Ziel müsse es sein, dass die Bundeswehr sich in Afghanistan "überflüssig" machen müsse.
21.47 Uhr:
Auch Kanzlerin Merkel warnt vor überstürzten Entsheidungen. Jetzt gehe es darum, in Afghanistan ausreichend Polizisten auszubilden. Man müsse mit der Regierung in dem Land zusammenarbeiten, aber man müsse auch ein wenig Druck machen, dass die Afghanen ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen.
21.48 Uhr:
Der Moderator lobt die Harmonie zwischen Merkel und Steinmeier. Wäre deshalb nicht Schwarz-Rot das richtige? Merkel erwidert, sie wollen eine starke Union und eine Koalition mit der FDP. Wirtschaftliches Wachstum sei mit FDP besser zu erreichen. Auch in der Steuerpolitik seien die Gemeinsamkeiten mit den Liberalen größer als die mit der SPD.
21.50 Uhr:
Steinmeier zitiert SPD-Chef Franz Müntefering: "Opposition ist Mist". Auf die schelchten Umfragen angesprochen, meint Steinmeier, Umfragen seien das ein. Die Stimmung auf der Straße sei anders. "Da ist etwas in Bewegung geraten." Die Landtagswahlwahlen in Sachsen, Thüringen und im Saarland hätten die Situation der Union und der FDP verschlechtert.
21.51 Uhr:
Merkel reagiert geschickt: Steinmeier male das Schreckgespenst von der schwarz-gelben Koalition an die Wand, wolle aber selbst mit den Liberalen regieren. Steinmeier wiederholt den Wahlkampfslogan, wonach die soziale Gerechtigkeit in Deutschland ohne Sozialdemokratie nicht möglich sei.
21.53 Uhr:
Steinmeier sagt, eine Koalition mit der Linken werde es nicht geben. Deren Spitzenleute Oskar Lafontaine und Gregor Gysi seien beide aus verantwortungsvollen Positionen geflohen. Das sei keine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit.
21.55 Uhr:
Kanzlerin Merkel äußert sich skeptisch. Herr Steinmeier habe Frau Ypsilanti nicht verhindern können. Herr Steinmeier habe auch nicht verhindern können, dass die SPD mit Hilfe der Linken ihre Kandidatin für das Amt des Bundespräsidentin durchsetzen wollte. Skepsis und Zweifel an der Aussage, die SPD werde nicht mit der Linken koalieren, seien angebracht, sagt Merkel.
21.57 Uhr:
Schlussstatement Frank-Walter Steinmeier: Das Land sei noch in der Krise, man könne aber herauskommen. Die Frage sei nur: "Welche Richtung nehmen wir?" Die eine Richtung sei Schwarz-Gelb: Jene, die zu den Verursachern der Krise gehören, würden nicht zur Verantwortung gezogen. Schwarz-Gelb bedeutet Rückkehr zur Atomkraft. Er stehe dafür, dass jeder von seinem Einkommen leben können und das jeder eine ordentliche Gesundheitsversorgung erhalte. Zudem stehe er für den Ausstieg aus der Atomkraft. "Ich will eine Regierung führen, die sozial denkt."
21:59 Uhr:
Schlussstatement Bundeskanzlerin Angela Merkel: Man sei schon weit aus der Krise herausgekommen. Jetzt sei eine starke Regierung nötig. Sie stehe für ein Mehr an Familie und an Arbeit in diesem Land. Arbeit für alle sei möglich. Arbeit und Umwelt stünden nicht im Gegensatz.
22.33 Uhr:
Eine Befragung der Forschungsgruppe Wahlen von 1129 repräsenattiv ausgewählten Zuschauern ergab einen leichten Vorsprung von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. Vor der Sendung wollten ihn lediglich 29 Prozent der Unentschlossenen als Kanzler. Nach der Sendung waren es 38 Prozent. Kanzlerin Merkel verlor hingegen als Zustimmung. Vor der Sendung lag die Zustimmung zu ihr bei 64 Prozent. Nach der Sendung lag diese bei 55 Prozent. Als Sieger des Duell sehen 28 Prozent aller befragten Zuschauer Kanzlerin Merkel. Steinmeier kommt dabei auf 31 Prozent. Für 40 Prozent der befragten Zuschauer gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Spitzenpolitikern.
22.40 Uhr: Nach einer Untersuchung des Umfrageinstituts Forsa ging Bundeskanzlerin Angela Merkel als knappe Siegerin aus dem Fernsehduell mit SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier hervor. Nach der Erhebung für RTL stimmten 37 Prozent der 2.000 Befragten für Merkel, 35 Prozent für Steinmeier. Bei der Frage, wer besser geeignet sei, das Land zu führen, lag Merkel mit 58 Prozent deutlich vorn. In diesem Bereich erhielt der Herausforderer lediglich 28 Prozent. 14 Prozent sagten, das Duell habe ihre Wahlentscheidung beeinflusst, 84 Prozent sagten, das sei nicht so. Kompetenter in Sachen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik wirkte nach Ansicht der Befragten ebenfalls Merkel. In diesem Bereich erhielt sie 48 Prozent, Steinmeier 39 Prozent. Allerdings sagten die Befragten, Steinmeier habe die besseren Argumente gehabt. (42 Prozent versus 40 Prozent).