Die Ausschreitungen halten an. Ein Fernsehsender der Opposition wurde zerstört. Präsident Saleh bleibt trotz Rücktritts-Versprechens stur im Amt.
Sanaa. Bei einer Explosion in einem Waffenlager in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sind in der Nacht zum Donnerstag Regierungsangaben zufolge mindestens 28 Menschen getötet worden. Nähere Angaben dazu machte das Verteidigungsministerium nicht. In Sanaa ist es in den vergangenen Tagen zu schweren Ausschreitungen gekommen, bei denen Dutzende Menschen starben. Das Ministerium teilte weiter mit, die Staatsanwaltschaft habe die Verhaftung von Stammesanführern der Ahmar-Familie angeordnet, die auf Seiten der Oppositionellen für einen Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh eintritt. Zahlreiche Mitglieder des Al-Ahmar-Stammes haben einflussreiche Positionen im Land inne.
Aus Regierungskreisen verlautete unterdessen, dass die Zentrale eines oppositionellen Fernsehsenders zerstört worden sei. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Die jüngsten Straßenschlachten waren am Montag ausgebrochen, nachdem Saleh erneut die Unterzeichnung eines Abkommens verweigert hatte, das seinen Rücktritt binnen eines Monats vorsieht. Im Jemen gibt es seit drei Monaten Demonstrationen gegen das Staatsoberhaupt, das das Land seit mehr als 30 Jahren autokratisch führt.
Sanaa wird immer mehr zum Schlachtfeld. Zusätzlich zu den Explosionen wurden nach Angaben der „Yemenpost“ Flüge vom Flughafen Sanaa in die südliche Stadt Aden umgeleitet. Nach inoffiziellen Schätzungen wurden durch die Kämpfe zwischen dem Clan von Scheich Sadik al-Ahmar und den Regierungstruppen unter Präsident Saleh seit Montag mehr als 50 Menschen getötet. Präsident Saleh hat sich dem sofortigen Rücktritt trotz des wachsenden Drucks der USA und der arabischen Golfstaaten widersetzt. Am vergangenen Sonntag warnte er vor einem Bürgerkrieg. Wenige Stunden später griffen die Regierungstruppen das Haus von Stammesführer al-Ahmar an. (rtr/dpa)