Wochenlang ist über die Verkürzung des Wehr- und Zivildienstes gestritten worden. Nun hat das Kabinett einen Kompromiss beschlossen.
Berlin. Der Wehr- und der Zivildienst sollen noch in diesem Jahr von neun auf sechs Monate verkürzt werden. Das Kabinett beschloss am Mittwoch nach wochenlangem Ringen die umstrittene Reform, die erstmals auch eine freiwillige Verlängerung des Zivildienstes um drei bis sechs Monate vorsieht. Die Zivildienstverkürzung soll bereits ab dem 1. August gelten, der Wehrdienst wird zum 1. Oktober verkürzt.
Die Verkürzung ist allerdings ein Kompromiss: Die Liberalen würden die Wehrpflicht gern völlig aussetzen und nur im Notfall wieder aktivieren. Die Union beharrt indes auf dem Pflichtdienst, weil sie dadurch die Armee in der Bevölkerung verankert sieht. Kritiker warnen, die Verkürzung lasse den Wehrdienst zum Bundeswehr-Praktikum verkommen. Sozialverbände sehen den verkürzten Zivildienst ebenfalls skeptisch.
Pro Jahr sollen künftig 50.000 junge Männer einberufen werden, 10.000 mehr als bisher. Die Grundausbildung wird in Heer und Marine auch künftig drei Monate dauern. Bei der Luftwaffe, im Sanitätsdienst und in der Streitkräftebasis wird sie dagegen auf zwei Monate verkürzt.
Die Opposition sieht den Plan skeptisch. Um ihn aber umsetzen zu können, müssen Union und FDP möglicherweise zumindest die SPD mit ins Boot holen. Nach dem bevorstehenden Regierungswechsel in Nordrhein-Westfalen werden sie keine Mehrheit mehr im Bundesrat haben.