Hamburg. Willi Schulz' Enkelin Victoria spricht im Podcast über 50 Jahre Frauenfußball sowie die Aufstiegspläne mit Präsident Marcell Jansen.
Victoria Schulz humpelt noch leicht, als sie am frühen Montagabend in der Redaktion des Abendblatts erscheint. Ein doppelter Bänderriss hat die Kapitänin der HSV-Frauen außer Gefecht gesetzt. „Ich bin ein Beispiel dafür, dass Frauenfußball körperlichen Schaden anrichten kann“, sagt die 22-Jährige und lacht. Im Podcast „HSV – wir müssen reden“ reagiert sie damit humorvoll auf die Begründung, mit der der Deutsche Fußball-Bund 1955 den Frauenfußball verboten hatte: „Im Kampf um den Ball schwindet die weibliche Anmut und Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden.“
Nachdem der DFB das Verbot 1970 wieder zurücknahm, feiert der Frauenfußball seit einer Woche sein 50. Jubiläum. Und Victoria Schulz freut sich, dass Klischees und Vorurteile in ihrer Generation weitestgehend der Vergangenheit angehören. „Bei der Generation von heute gibt es das Thema gar nicht mehr“, sagt die Mittelfeldspielerin, die die erneute Saisonunterbrechung aufgrund der Corona-Krise nun erst mal nutzen kann, um wieder fit zu werden.
Victoria Schulz erbte Fußballtalent von Opa Willi
Als Schulz sich mit neun Jahren entschied, beim HSV in einer Mädchenmannschaft zu spielen, stieß sie in der Familie noch auf Skepsis. „Sie war nicht begeistert. Es hieß: Die armen Knie! Muss das denn sein? Aber mein Drang war zu groß.“ Die familiäre Skepsis überrascht, schließlich ist Hamburgs Fußballerin des Jahres 2019 die Enkelin der HSV-Legende Willi Schulz.
Und „Worldcup-Willi“, wie der Nationalspieler seit der WM 1966 genannt wird, gab sein Talent an seine Enkelin weiter und wurde zu ihrem Vorbild. „Sobald ich laufen konnte, habe ich gegen den Ball getreten. Sobald Opa da war, wurde Fußball gespielt“, erzählt Schulz.
Schulz verdient in der Regionalliga beim HSV nichts
In der Regionalliga verdient sie als Kapitänin nicht einen Cent. Irgendwann will sie mit den HSV-Frauen zurück in der Bundesliga. Oder sie sogar trainieren. Schulz glaubt, dass Trainerinnen auch im Männerfußball „zur Normalität werden können“. Von einer Frauenquote hält sie allerdings nicht. „Ich bin kein Freund davon, aufgrund einer Quote zu einer Position zu kommen.“
Als Immobilien-Managerin könnte sie sich aber auch vorstellen, eine Karriere als Sportdirektorin anzustreben. Mit einem Praktikum bei HSV-Sportvorstand Jonas Boldt als Einstieg? „Das hätte doch was.“