Hamburg. Fehrs spricht im Podcast mit dem Pianisten über Chormusik und ein Glaubensbekenntnis. Zudem: Mythos Mond in der neuen Himmel & Elbe.

podcast-image

Blind Date mit der Bischöfin - bei diesem neuen Podcast geht es nicht um Liebe, sondern um existenzielle Fragen, um Gott und die Welt diesmal auch viel um Musik. Kirsten Fehrs trifft Persönlichkeiten aus Hamburg. Sie erfährt allerdings immer erst kurz zuvor, wer ihr Gast ist. Das Motto dabei: „Was ich die Hamburger Bischöfin schon immer einmal fragen wollte“. Angedockt sind die Episoden an das jeweils aktuelle Abendblatt-Kirchenmagazin „Himmel & Elbe“, das acht Mal im Jahr erscheint.

Manchmal gerät auch eine Bischöfin ins Stocken bei einer Frage, die zunächst simpel und ganz natürlich klingt, aber eigentlich etwas Zeit zum Nachdenken braucht. Aber langes Überlegen gibt es bei bem Podcast nicht, er lebt von einem lebhaften Gespräch, bei dem die Worte ähnlich wie beim Pingpong hin- und herfliegen.

Doch als Pianist Joja Wendt, zweiter Gast beim Podcast „Blind Date mit der Bischöfin“, Kirsten Fehrs rundheraus fragt: „Glauben Sie an Gott?“, wägt sie ihre Worte genau ab. „Ja, ich glaube an Gott“, sagt sie, „aber ich kenne Zweifelmomente, ich kenne auch Grenzsituationen, in denen Gott von mir entfernt und unverständlich ist. Ich wünschte mir, er würde sich mir noch mal anders zeigen. Aber ich fühle mich auch zutiefst getragen und geborgen.“ Bei dem 45-minütigen Gespräch wird deutlich: Da sitzen sich zwei Christen gegenüber, die es beide mögen, mit der Sprache zu jonglieren, die die Liebe zur Musik verbindet und der Wille, den christlichen Wertekanon weiterzutragen.

Allüren kennt der Pianist nicht, er ist meistens gut drauf

„Wenn wir die Regeln der Bibel zumindest grob beachten würden, wäre schon viel geholfen in der Gesellschaft“, sagt Joja Wendt und stellt dabei die Nächstenliebe an die erste Stelle aller Gebote. „Das kann jeder von uns praktizieren, auch im täglichen Leben, schon im Supermarkt, auf dem Parkplatz kann man freundlich sein. Und das Schöne ist, das Feedback ist sofort da.“ Der Klaviervirtuose ist tatsächlich fast immer, wenn man ihm begegnet, gut drauf. Er ist sehr offen, Allüren kennt er nicht, im Gegenteil, er liebt es, fremden Kulturen zu begegnen. So erzählt er im Gespräch mit der Bischöfin von Konzerten, die ihn in entlegenste Gegenden gebracht haben und wie die Musik dabei zur einzigen Sprache wurde, mit der er sich verständigen konnte.

Er erzählt von einem kleinen Inuit, der zum ersten Mal in seinem Leben einen Flügel sieht „und so fasziniert von dem Klang ist, dass er sich hinsetzt und mit seinen Fäustlingen eine Melodie spielt, die ihm seine Oma immer zum Einschlafen vorgesungen hat“. Er habe durch seine Reisen erkannt, dass es kein Volk gibt, das ohne Musik ausgekommen wäre. „Es scheint ein Grundbedürfnis des Menschen zu sein, Musik zu machen“, sagt der 54-Jährige. Für ihn ist sie vor allem international und überkonfessionell.

Die Bischöfin möchte einen Ratschlag vom Profi-Musiker

Für Kirsten Fehrs, die schon Chöre geleitet hat und gern in ihren Gottesdiensten mit modernen, nicht immer eingängigen Stücken experimentiert, ist „Musik auch eine Glaubenssprache, die Geborgenheit vermittelt, Ängste nimmt“. So habe ein Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach eine ganz eigene tiefe Sprache. Und fast philosophisch zieht die Bischöfin zwischen der Spannung in der Bach’schen Musik, „bei der der letzte wohlfeile Akkord oft fehlt“, einen Bogen zum menschlichen Leben. „Da kommst du eben auch nicht immer bis zum Schluss, sondern man wartet auf den letzten Akkord, und dazwischen gibt es eine Spannung, in der man auch lebt.“

Die Bischöfin möchte einen Ratschlag vom Profimusiker: „Wir erreichen eher ein Spezialpublikum, denn Orgelmusik muss man schon mögen. Wie bekommt man den Brückenschlag hin ohne sich selber zu verleugnen?“

Blues und Gospel sollten in US-Kirchen bleiben

Jazz-Pianist Wendt rät zu alten, klaren Liedern klassischer Komponisten und hat erstaunlicherweise wenig Verständnis dafür, dass Kirchenmusiker sich an Gospel und Blues versuchen. „Das sollte lieber in Amerika bleiben, wo es herkommt“.

Er rät stattdessen dazu, „Perlen wie Liszt und Brahms in der Kirche zu präsentieren.“ Einig sind sich beide, dass der Gottesdienst eine großartige Inszenierung sein müsse, „Musik, die einen flasht“, sagt Wendt und „eine Predigt, die berührt und die Energie aufnimmt“, die zwischen dem Pastor und den Besuchern herrsche, sagt die Bischöfin, die offensichtlich begeistert ist von der Leidenschaft, mit der Joja Wendt immer neue Vorschläge präsentiert. Am liebsten würde sie ihn in der Bischofskanzlei anstellen, sagt sie scherzhaft. Doch er wehrt lachend ab, „Nee, ich habe es nicht so mit der Vereinsmeierei.“