Hamburg. Hamburgerin spricht sich für Quotenfrauen, Diversität am Arbeitsplatz und radikales Umdenken in der Führungsetage aus.
Schneller, lauter und sichtbarer sein, das ist Ana-Cristina Grohnerts Tipp für Karrierefrauen. Sie ist eine der wenigen Hamburgerinnen, die es bis in die oberste Chefetage geschafft hat – ganz ohne Frauenquote. Grohnert war im Personalvorstand der „Allianz Deutschland“ und geschäftsführende Partnerin der Beratungsgesellschaft „Ernst & Young“. Seit 2013 ist sie Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Vereins „Charta der Vielfalt“.
Im Podcast „Das Geschlecht der Anderen“ spricht Grohnert darüber, dass sie Karriere gemacht und drei Kinder aufgezogen hat. Dabei sei die Skepsis von Kolleginnen und Kollegen groß gewesen. „Muss ich mein Lebensmodell erklären? Muss ich sagen: In dieser Phase ist mein Mann in Teilzeit Zuhause? Dass wir eine gute Betreuung haben? Ich hatte immer das Gefühl, ich muss mich verteidigen“, sagt sie. Das habe sie viele Jahre verunsichert. „Heute gehe ich souverän damit um.“
Grohnert: Frauenquote ist wirtschaftliche Notwendigkeit
Als Grohnert vor 30 Jahren ins Arbeitsleben startete, war sie eine der wenigen weiblichen Trainees. Als Frau war sie oft in der Unterzahl, auch in späteren Jahren, denn in den Chefetagen sitzen überwiegend Männer.
Deshalb befürwortet Grohnert die vom Bundeskabinett beschlossene Frauenquote für Unternehmensvorstände. „Es hat was von Anschubfinanzierung und Disruption und deshalb ist es gut. Ansonsten sind wir veränderungsresistent, sind in unserer Komfortzone und da bleiben wir gerne. Da müssen wir rausgedrückt werden“, sagt sie.
"Die Quote ist kein Charity Projekt für Frauen"
Auf die oft genannte Kritik, Frauen würden bei einer Beförderung als „Quotenfrau“ belächelt, sagt Grohnert: „Die Quote ist kein Charity Projekt für Frauen. Das ist eine wirtschaftliche Notwenigkeit.“ Die Unternehmensleitung müsse ein Abbild der Mitarbeitenden und der Kundschaft sein. Würden nur Männer die höchsten Positionen bekleiden, könne das dem Unternehmen schaden.
Verstecktes Potenzial bliebe ungenutzt, weil die Beteiligten aus weniger Perspektiven auf das Problem blickten. „Vielfalt reduziert Komplexität“, sagt Grohnert. Darüber hat sie ein Buch geschrieben. In „Das verborgene Kapital“ spricht sie sich dafür aus, alte Strukturen aufzubrechen und die Unternehmen durch diverse Führungsteams zukunftsfähig zu machen.