Berlin. Sind religiöse Menschen großzügiger als Nicht-Gläubige? Ein Forscherteam untersucht, welche Faktoren unsere Geberbereitschaft prägen.

Großzügigkeit ist ein Prinzip, das in vielen religiösen Traditionen tief verwurzelt ist. In den verschiedenen Glaubenssystemen wird sie als eine Ausdrucksform von Mitgefühl, Nächstenliebe und moralischer Verantwortung verstanden. Eine neue Studie untersucht, wie religiöse Zugehörigkeit die Wohltätigkeit bei Menschen beeinflusst.

Studie zu Großzügigkeit: Welche Rolle spielt die religiöse Überzeugung?

Forschende um Nathalie Hallin von der schwedischen Universität Linköping führten in Schweden, in den USA, sowie Ägypten und dem Libanon die gleiche Untersuchung durch: Mehrere Hundert Testpersonen sollten eine bestimmte Geldmenge zwischen sich selbst und drei fiktiven Personen aufteilen. Das Experiment wurde über sechs Runden durchgeführt, wobei sich in jeder Runde die religiösen, politischen und persönlichen Einstellungen der Bedürftigen änderten.

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Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen ihre Geberbereitschaft oft von den religiösen Überzeugungen ihrer Mitmenschen abhängig machen. So gaben beispielsweise Christen mehr Geld an andere Christen, als an Andersgläubige – Ähnliches wurde bei den Muslimen beobachtetet.

Interessanterweise entschieden auch Nicht-Religiöse eher, Atheisten zu unterstützen als Christen oder Muslime. Hatten die Studienteilnehmer keine Informationen über den Glauben der Unbekannten, wurde das Geld von allen Testpersonen unabhängig von ihrer religiösen Einstellung gleichermaßen verteilt.

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Studie: Welche Unterschiede gab es zwischen Religionen?

Laut der Studie ist jedoch nicht nur der Glauben von großer Bedeutung, wenn es um die Großzügigkeit geht: Auch zwischen den verschiedenen Religionen zeigten die Experimente kleine Unterschiede. Bei der Untersuchung in den USA waren Muslime hilfsbereiter als Christen und Atheisten – im Libanon und Ägypten hingegen konnte das Forscherteam keine nennenswerten Differenzen feststellen. Die Studienleiterin und ihr Team führen dieses Phänomen auf verschiedene kulturelle und gesellschaftliche Faktoren zurück, die dabei eine Rolle spielen könnten.

Zudem zeigte das Experiment in Schweden, dass die Großzügigkeit bei Menschen steigt, wenn ihre politischen Einstellungen und private Vorlieben mit deren ihren Mitmenschen übereinstimmen: In allen Experimenten haben die Testpersonen mehr Geld an Gleichgesinnte verteilt.

Forscher: Hilfe hat verschiedene Facetten

Wie großzügig ein Mensch ist, wird laut der schwedischen Studie insbesondere durch Gruppenzugehörigkeit beeinflusst. Können sich Menschen aufgrund gleicher Religion, Interessen oder Ansichten mit ihren Mitmenschen identifizieren, sind sie eher in der Lage, Unterstützung zu leisten. Die Studienleiter betonen jedoch, dass Großzügigkeit viele Formen annehmen kann: „Du kannst auch großzügig mit Zeit, mit Liebe oder mit Fürsorge sein“, sagt Hajdi Moche, Koautor der Studie.