Berlin. Schudt hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Worauf sie stolz ist und was sie heute noch mit „Tatort“-Kollege Jörg Hartmann verbindet.
Anna Schudt hat die Welt des „Tatorts“ weit hinter sich gelassen. Am 22. Dezember ist die ehemalige Kommissarin in dem modernen Märchen „Nelly und das Weihnachtswunder“ (um 20.15 Uhr im ZDF) zu sehen. Und das passt zu den Befindlichkeiten der 50-jährigen Schauspielerin, die in gewissem Sinne auch an Wunder glaubt. Eines davon bescherte ihr sogar eine Wiederbegegnung mit einem alten „Tatort“-Kollegen.
Weihnachten gilt als Fest der Besinnlichkeit. Ist es das auch für Sie?
Schudt: Absolut. Ich finde es schön, solche ruhigen Momente zu finden, wo man über das vergangene und das nächste Jahr nachdenkt.
Anna Schudt: „Privat gesehen war 2024 super“
Welches Jahresfazit würden Sie jetzt im Rahmen dieses Interviews ziehen?
Schudt: Beruflich gesehen war es ein herausforderndes Jahr, weil ich oft Phasen hatte: Was will ich eigentlich für Geschichten erzählen? Privat gesehen war 2024 super.
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Warum war es privat so großartig?
Schudt: Ich will nicht zu privat werden, aber ich kann sagen, dass meine drei Söhne zu vernünftigen und liebevollen Menschen heranwachsen. Es ist ein großer Triumph, dass sie auf einem guten Weg sind. Und das Wichtigste ist, dass sie psychisch und physisch gesund sind. Und mit meinem Mann läuft auch alles bestens. Es ist immer eine Herausforderung, unsere beruflichen Aktivitäten zu organisieren, aber das ist uns dieses Jahr sehr gut gelungen.
Und welche Antwort haben Sie auf die Frage gefunden, was Sie erzählen wollen?
Schudt: Ich bin jetzt 50 geworden und mich interessiert jetzt meine eigene Sicht auf die Welt viel mehr als früher. Welche Filme will ich drehen? Mit wem will ich arbeiten? Früher wollte ich nur die Interpretation von anderen gut erfüllen. Mittlerweile ist für mich wichtig, welche Frauenfigur ich als Vorbild erzählen möchte. Und mir gefällt auch die Energie von Frauen-Teams. Die würde ich gern weiter ausloten.
Können Sie die Energie von Frauen-Teams beschreiben?
Schudt: Es geht nicht so sehr ums Chef-Sein, sondern darum, ein Team zu bilden und zu sagen: Wie können wir unser ganzes Potenzial verbinden, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen? Man tauscht sich mehr aus, während es in Männer-Konstellationen oft sehr viel hierarchischer abläuft.
Schauspielerin Anna Schudt: Diese Gedanken macht sie sich mit 50
Und die 50 war wirklich so eine entscheidende Wegmarke für Sie?
Schudt: Irgendwie schon. Ich dachte mir: Guck mal, jetzt bin ich ein halbes Jahrhundert hier. Jetzt muss ich mich nicht mehr so anstrengen, um nach oben zu kommen. Ich kann sagen: Wie ist jetzt von diesem Punkt mein Blick auf die Dinge? Was mache ich damit?
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Sie denken aber nicht an die Zeit, die Ihnen noch bleibt?
Schudt: Das weiß man ja nie. Aber ich denke eher an den Sack an Erfahrungen, den ich hinter mir herziehe und aus dem ich schöpfen kann. Es haben sich Vorlieben entwickelt und mit 50 ist es in unseren Breiten ja noch möglich, total fit zu sein. Das heißt, ich denke darüber nach, was ich gerne machen würde, aber nicht, was ich mit meinen nächsten 30 Jahren noch anstelle.
Inwieweit spiegelt denn „Nelly und das Weihnachtswunder“, das von einer Regisseurin inszeniert wurde, Ihre Sicht auf die Welt wider?
Schudt: Ich finde unter anderem meine Frauenfigur total interessant: Sie ist weder schön noch verführerisch, sondern wahnsinnig schlecht gelaunt und trägt besonders unvorteilhafte Kleidung. Und wir hatten wahnsinnig viel Spaß daran, als Team zu erzählen, dass da eine wahnsinnig vitale Person dahintersteckt, selbst wenn sie nach außen unangenehm wirkt.
Schudt über ihre Kinder: „Jedes ist ein Wunder für mich“
In dem Film geht es um Wunder. Inwieweit glauben Sie an die – im weiteren Sinne?
Schudt: Ich denke nicht, dass irgendwann ein Glöckchen läutet und mir irgendwer etwas verspricht. Aber es können Dinge passieren, weil irgendetwas im Raum steht und dann kommt es einem vor wie die Verkettung unglaublich verrückter Umstände oder Zufälle. Zum Beispiel war es für mich wie ein Wunder, als mich Theaterregisseur Thomas Ostermeier angerufen und gefragt hat, ob ich wieder an die Berliner Schaubühne zurückkehren möchte. Wie sich herausstellte, lag es daran, dass er das in einem Interview von mir gelesen hatte, dass ich zehn Jahre nicht am Theater war und es vermisse. Ich hatte diesen Satz von mir gegeben und plötzlich kam diese Antwort.
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Gab es auch Wunder im weiteren Sinne im privaten Bereich?
Schudt: Jedes meiner Kinder ist zum Beispiel ein Wunder für mich. Es sind auch Wundertüten. Ich habe nie eine Ahnung, was aus ihnen herauskommt. Und dass sie überhaupt da sind und dass wir die sozusagen in die Welt geschickt haben, das sind Wunder.
Dass Sie nun an der Schaubühne in dem Stück „Changes“ auch noch mit Ihrem ehemaligen „Tatort“-Kollegen Jörg Hartmann auf der Bühne stehen, ist das auch eine Art Wunder?
Schudt: Total. Es ist einfach so gekommen. Und jetzt genießen wir das. Man kann es gar nicht bezahlen, wenn man so gerne miteinander arbeitet und so lange miteinander gearbeitet hat.
Der Kontakt nach Ihrem Ausstieg beim „Tatort“ war aber nicht abgerissen?
Schudt: Nein, ich habe ihn immer wieder gesehen, denn wir sind ja auch privat befreundet. Aber wenn man in unterschiedlichen Städten lebt, dann hat man nicht ununterbrochen Kontakt, sondern telefoniert gelegentlich und trifft sich sporadisch.
Weihnachten im Hause Schudt: „Das war für mich total heilig“
Jetzt haben Sie an Weihnachten die Gelegenheit, eine sozusagen wundersame Stimmung zu erzeugen. Oder mögen Sie das nicht?
Schudt: Doch, ich habe das klassische Weihnachten geliebt. In meiner Kindheit wurde das Wohnzimmer immer zugesperrt, und wir haben den Weihnachtsbaum vor dem Heiligen Abend nicht gesehen. Dann hat ein Glöckchen geklingelt, man durfte hinein, und es war alles voller Lichter und Musik. Das war für mich total heilig. Bei uns ist es ein bisschen pragmatischer, weil die Söhne mit ihrem Vater den Baum kaufen und schmücken. Aber das ganze Lichtergedöns mit Musik gibt es bei uns auch.
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Und oben im Himmel sitzt der liebe Gott und sieht Ihnen mit Wohlgefallen zu?
Schudt: Ich glaube nicht an einen lieben Gott im christlichen Sinne, aber an etwas Höheres, das uns leitet. Und diese Vorstellung finde ich sehr beruhigend und tröstlich.
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