Berlin. Bei ihrem Sturz hat sich Ottavia Piana schwer verletzt – und das nun zum zweiten Mal in derselben Höhle. Nun will sie Konsequenzen ziehen.

Verletzt und gefangen in 600 Metern Tiefe: Es ist eine furchterregende Vorstellung, die für Ottavia Piana Wirklichkeit geworden ist. Seit fast drei Tagen sitzt die 32-jährige Höhlenforscherin in der Höhle „Abisso Bueno Fonteno“ am Iseo-See in Norditalien fest. Dort war sie am Samstagabend bei Kartierungsarbeiten schwer gestürzt.

Rund 100 Helferinnen und Helfer aus verschiedenen Regionen versuchen nun, Piana aus ihrer prekären Lage zu befreien. Zwei Ärzte und rund zwei Dutzend Rettungskräfte haben es geschafft, zu der Forscherin aus Brescia hinabzusteigen. Bei ihrem Sturz soll sie sich Beinfrakturen, sowie Verletzungen in der Brustgegend und im Gesicht zugezogen haben.

Inzwischen wurde Piana fest verpackt wie eine Mumie auf eine Trage geschnürt und wird von fünf Männern aus der Höhle getragen, während ein weiterer den Weg absichert. 83 Zentimeter pro Minute geht es so voran. Immer dabei sind auch ein Arzt und ein Pfleger. Bisher wurde von der Unfallstelle ein Drittel des Rückwegs nach draußen zurückgelegt – die Rettung der Höhlenforscherin könnte sich bis Mittwochabend hinziehen.

Bergamo Bueno Fonteno, the Brescia Octavia Piana Again Trapped in the Same Cave of 2023, Italy - 15 Dec 2024
Mit gezielten Sprengungen versuchen die Retter Piana aus der Höhle zu befreien. © Tiziano Manzoni/LaPresse/Shutterstock | Tiziano Manzoni/LaPresse/Shutterstock

Retter sprengen den Weg frei

Pianas Bergung gestaltet sich denkbar schwierig. Mithilfe von Sprengstoff versuchen die Retter, sich einen Weg in die unbekannten Tiefen zu bahnen. Mit der Trage ist in den engen Höhlengängen ansonsten kaum ein Durchkommen. Zwischen dem Ende des engsten Abschnitts und dem Ausgang liegen drei Kilometer. Kälte, Feuchtigkeit und Dunkelheit erschweren die Rettungsaktion. Auch der glitschige Boden in der langen Höhle macht den Teams zu schaffen.

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Forscherin verletzte sich schon einmal in der Höhle

Piana ist Mitglied einer Alpingruppe aus Bergamo und am „Sebino-Projekt“ beteiligt, das schon seit mehreren Jahren diese immer noch geheimnisvolle Höhle im nördlichen Teil des Iseo-Sees kartiert. Piana hatte die Höhle, die 2006 entdeckt worden war, bereits mehrmals betreten. Auch ist es nicht das erste Mal, dass sie sich bei einer dieser Expeditionen verletzte. Erst im Juli 2023 hatte sich Piana in einer Tiefe von 150 Metern den Fuß gebrochen und musste dort zwei Tage ausharren.

„Sie hat gesagt, dass sie nie wieder die Höhle betreten wird“, berichten jetzt einige Retter. Das Höhlensystem erstreckt sich zwischen Seen und Schluchten, in denen die Luftfeuchtigkeit 98 Prozent erreicht. Es wird vermutet, dass das Höhlennetz eine Tiefe von bis zu 50 Kilometer erreichen kann, von denen bisher nur 19 Kilometer betreten und vermessen wurden.

Die Forscherin war dabei, einen neuen Teil der Höhle zu erkunden, als sie beim Abstieg in einen engen Tunnel rund acht Meter abrutschte und für einige Zeit das Bewusstsein verlor. Die Höhlenforscher, die sie dabei begleiteten, schafften es zurück an die Oberfläche, wo sie Hilfe verständigten.