Rom. In Rom kämpft eine anonyme Gruppe gegen Ferienvermietungen – mit ungewöhnlichen Mitteln. Jetzt schaltet sich die italienische Regierung ein.

Urlaub in Italien ist so beliebt wie nie zuvor – sehr zum Leidwesen der Italiener, die sich vor allem in Ballungszentren ihren ohnehin knappen Wohnraum mit Millionen Touristen teilen müssen. Gerade Anwohner beliebter Reiseziele wie Rom greifen deshalb immer häufiger zur Selbstjustiz. Im beliebten Viertel Trastevere haben Unbekannte zuletzt circa 80 Schlüsselkästen mit Code mit Klebstoff sabotiert und ruiniert. Diese sogenannten Key Locks ermöglichen es Touristen, ohne persönlichen Kontakt mit dem Besitzer in eine Ferienwohnung zu gelangen.

Das Problem ist längst bei der Stadtverwaltung angekommen. Neben Rom versuchen auch Städte wie Florenz schon seit längerem, der Kurzzeitvermietung an Touristen einen Riegel vorzuschieben. Aber eine endgültige gesetzliche Regelung steht noch aus. Das könnte sich jetzt ändern.

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Die italienische Regierung will schärfere Regeln für Ferienvermietung einführen. In einem neuen Rundschreiben stellte das Innenministerium in Rom klar, dass Kurzzeitvermieter die Gäste immer persönlich treffen müssten. Schlüsselkästen mit Code wären demnach verboten. Urlauber, die Ferienwohnungen mieten, sollen den Betreibern künftig immer einen Ausweis vorlegen müssen. Der Vermieter wiederum müsse die Personalien der Gäste innerhalb von 24 Stunden an die örtliche Polizei melden. Noch unklar ist jedoch, wann die Regeln in Kraft treten und welche Strafen Wohnungsbetreibern drohen, die sich nicht daran halten.

Miet-Schlüsselkästen
Die Schlüsselkästen mit Code, sogenannte Key Locks, ermöglichen Urlaub ohne persönlichen Kontakt zwischen Airbnb-Vermieter und Gast. © picture alliance / Zoonar | Roy Henderson

Damit reagiert die Regierung unter anderem auf die Aktion in Trastevere. Die Aktivisten hinterließen Blätter mit einem Robin-Hood-ähnlichen Hut mit dem Logo der US-Plattform Airbnb. Bei einer ähnlichen Protestaktion im vergangenen Oktober hatte die anonyme Gruppe den Anstieg der Zahl der Touristenwohnungen in Rom angeprangert: „Die profitableren Kurzzeitmieten verdrängen die Langzeitmieten und nehmen den Familien und Studenten Platz weg, um Raum für Touristen zu schaffen“, hieß es. Auch damals entfernten Aktivisten auf eigene Faust einige Schlüsselboxen und ließen einen grünen Robin-Hood-Hut am Tatort zurück. Ihre Forderung: Der Bürgermeister solle eine Obergrenze für Kurzzeitvermietungen einführen.

Italienische Tourismusministerin bezeichnet Unmut als „Blasphemie“

Das Geschäft mit den Ferienwohnungen boomt in Italien schon länger: Laut einem Bericht des Handelsverbands Confcommercio wurden allein im August über 700.000 Unterkünfte auf Airbnb angeboten. Für die Regierung in Rom sind die Rekordzahlen im Tourismus ein Erfolg. Der Tourismus trägt mit bis zu 18 Prozent zum italienischen Bruttosozialprodukt bei. Allerdings ist mittlerweile auch Premierministerin Giorgia Meloni der Meinung, dass eine Regelung für die Massen an Urlaubern inzwischen notwendig ist.

Tourists on Pantheon square in Rome, Italy
In Rom tummeln sich zum Ärger vieler Einheimischer besonders viele Touristen. © iStock | Vladislav Zolotov

Nicht nur in Rom haben die Einwohner die Nase voll – auch in Florenz wächst der Protest. Dutzend Mitglieder des Bürgerkomitees „Salviamo Firenze“ haben in den vergangenen Tagen hunderte Airbnb-Schlüsselkästchen kreuzförmig mit rotem Klebeband zugeklebt. „Salviamo Firenze per viverci“ (Rettet Florenz, um darin zu leben), ist darauf zu lesen. Ziel der Klebeaktion: Die Mitglieder wollten wie in Rom ein Zeichen gegen die Airbnb-Wohnungsvermietung in der Florentiner Altstadt setzen.

Die italienische Tourismusministerin Daniela Santanchè hält die Klage über zu viel Tourismus für falsch. „Wir erinnern uns an die Pandemie, als man durch menschenleere Städte ging“, sagte sie. Es sei „Blasphemie“ zu behaupten, dass zu viele Touristen nach Italien kämen. Rom geht davon aus, dass es im Zuge des Heiligen Jahrs 2025 zu einem Ansturm kommen wird. 35 Millionen Besucher werden im kommenden Jahr erwartet, auch in anderen Städten soll der Zulauf steigen.