Berlin. Einer neuen Studie nach verdient die italienische Mafia mehrere Millionen Euro jährlich im Tourismussektor. Was ist da in Italien los?

Die Einnahmen der organisierten Kriminalität in Italien wurde von dem Institut Demoskopika auf 3,3 Milliarden Euro pro Jahr beziffert. Hierzu zählen die Einnahmen durch Urlauber in Hotels und Restaurants. Dieser Betrag dürfte laut Forscherinnen und Forschern in den kommenden Jahren deutlich ansteigen — durch geplante Großveranstaltungen wie dem Heiligen Jahr der Katholischen Kirche und den Olympischen Winterspielen.

Allein die Hälfte des illegalen Gesamtumsatzes macht dabei die mächtige kalabrische Mafia ’Ndrangheta. Laut den Forschungen folgt daraufhin die Camorra, die Cosa Nostra und die organisierten kriminellen Gruppen aus der südliche Region Apulien. Die Wurzeln der einzelnen Gruppen liegen zwar alle im Süden Italiens, jedoch stammen die Einnahmen hauptsächlich aus dem Tourismus des Nordens des Landes. 

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Von Micaela Taroni

„Kriminelles Sozialhilfesystem“: Mehr als 7.000 italienische Tourismus-Unternehmen betroffen

Durch die prekäre Lage vieler italienischer Tourismus-Unternehmen, seien sie leichte Ziele für die Mafia, erklärte Raffaele Rio, Präsident des Demoskopika-Instutus. Finanzielle Schwierigkeiten würden sie empfänglich für „Hilfsangebote“ krimineller Gruppen machen. Die Forscherinnen und Forscher beziffern die Zahl der „anfällige“ Unternehmen auf mehr als 7000 — fast 15 Prozent der Betriebe im gesamten italienischen Tourismussektor. 

Die Mafia verspreche den Unternehmen „das finanzielle Überleben, deckt Schulden und sicher die Liquidität, aber zu einem sehr hohen Preis: der Kontrolle oder der vollständigen Übernahme“, erklärte Rio. „Die Mafia baut ein kriminelles Sozialhilfesystem auf, das Unternehmen in Schwierigkeiten zerquetscht.“ So floriere ein Kreislauf aus Geldwäsche, Wucher und Erpressung, der auch die legale Wirtschaft des Landes stark in Mitleidenschaft ziehe.